Bens Ausflug zum Spectrum Lake in Kanada

Hallo und herzlich willkommen zu meinem Kanada-Blog. Mein Name ist Benjamin und ich bin 16 Jahre alt. Seit September 2023 besuche ich eine Highschool in der Stadt Kelowna, die in der englischsprachigen Provinz British Columbia im Westen von Kanada liegt. Organisiert wurde mein Auslandsschuljahr von der Organisation Kulturwerke Deutschland. In meinem dreimonatigen Beitrag berichte ich von meiner ersten Sichtung eines Bären und meinem ersten Schulausflug mit dem Kurs „outdoor education“ zum Spectrum Lake.
Vier Jugendliche in einem Restaurant
Ausflug zum Spectrum Lake

Als mir von Kulturwerke Deutschland die Stadt Kelowna für mein Auslandsschuljahr empfohlen wurde, wusste ich nicht, wo dieser Ort liegt, dessen Name mir bis dahin völlig unbekannt war, zugleich aber interessant und irgendwie exotisch klang. Ich fand heraus, dass die Region Okanagan, in der Kelowna liegt, erst sehr spät (Ende des 19. Jahrhunderts) von Europäern besiedelt wurde und der ausgefallene Name „Kelowna“ (kiʔláwnaʔ) aus der Sprache der Indigenen dieser Region stammt und „Grizzlybär“ bedeutet. In den umliegenden Wäldern gibt es zwar heutzutage öfter Schwarzbären und keine Grizzlybären, trotzdem hat sich dieser Name für die Stadt gehalten.

 

Für mich war es ein einschneidendes Erlebnis, einen Bären life, in Farbe und in voller Lebensgröße „zu treffen“. Als ich mit meiner Hostmum Wendy eine gute Freundin von ihr besucht habe, konnte ich am Rande ihres Grundstückes einen ausgewachsenen Schwarzbären aus nächster Nähe sehen. Er (oder sie?) saß ca. 15 Meter von mir entfernt hoch oben auf einem Baum. Der sogenannte „black bear“ wird bis zu 1,8 Meter groß und ist ein hervorragender Kletterer. Er gilt – im Vergleich zum gefürchteten Grizzlybären – als weniger gefährlich – es sei denn, es handelt sich um ein Muttertier mit Jungen. Grizzlybären erkennt man an ihrem ausgeprägten Buckel, während der typische Schwarzbär längeres glattes Fell besitzt. Der Schwarzbär, dem ich an diesem Tag „begegnet“ bin, war glücklicherweise nicht aggressiv. Er kletterte vor meinen Augen (und meiner Handykamera) vom Baum und trottete davon.

 

Seit diesem Erlebnis ist mir absolut klar, dass das Schulfach „outdoor education“ in einem Land wie Kanada sinnvoll und notwendig ist. Die Tipps und Regeln zum Schutz vor Bärenangriffen leuchten mir ein und sind in meinem Leben plötzlich sehr praxisorientiert – vor allem im Hinblick auf unseren bevorstehenden Trip mit Übernachtung im Zelt am Spectrum Lake. Eine der wichtigsten Bären-Regeln lautet: Bewege dich möglichst in einer größeren Gruppe in der Natur, denn Gruppen sind lauter und dadurch weithin hörbar, sodass Bären sich frühzeitig zurückziehen können und es keine Überraschungsmomente für sie gibt. Diese Voraussetzung erfüllen wir im „outdoor education“-Kurs, denn per Losverfahren werden für jeden Trip, den wir unternehmen, aus den insgesamt 50 Schülern 25 ermittelt, die teilnehmen dürfen.

 

Ich hatte Glück und wurde gleich für den ersten Ausflug ausgelost. Glücklicherweise konnte ich mir die komplette Ausrüstung für die Wanderung von meinem Host-Dad und einem Freund leihen. Der Spectrum Lake liegt etwa 150 km nordöstlich von Kelowna entfernt im Monashee Provincial Park. Wir starteten zum Schulbeginn um 9 Uhr mit dem Bus mit zwei Betreuern. Schon auf der Busfahrt herrschte ausgelassene Stimmung. Die Mitschüler waren supernett und wir verstanden uns auf Anhieb richtig gut. Der Wanderweg vom Parkplatz bis zum See war mit seinen sechs Kilometern relativ kurz und vom Anspruch sehr moderat – somit auch mit einem Gewicht von 16 Kilo auf dem Rücken ein ideales Backpacking-Ziel für Einsteiger wie mich. Der größte Teil des Weges zum See führte durch schattigen märchenhaften Nadelwald, mit einer Reihe von Bächen und kleinen Brücken entlang der Strecke. Baumstämme lagen wie überdimensionierte Mikado-Stäbe von Hand eines Riesen geworfen im Wald verstreut. Belohnt wurde die Anstrengung der Wanderung mit dem Blick auf den Spectrum Lake mit seinem türkisblauem Wasser und seiner atemberaubenden Bergkulisse.

 

Rund um den See gibt es viele nette kleine Zeltplätze und Plumpsklohäuschen, die sehr gestunken, aber ihren Dienst getan haben. Wir bauten unsere Zweipersonenzelte auf und bereiteten unser Mittagessen zu. Die Anweisung vor Abreise lautete: Jeder bringt für sich selbst Proviant für drei Mahlzeiten mit und ein paar Snacks. Mein Lunch bestand aus Ramen, einer japanischen instant Nudeltütensuppe, die ich nur mit kochendem Wasser überbrühen musste. Danach haben wir am See bei T-Shirt-Wetter auf dem T-förmigen Steg erstmal entspannt.

 

Abends wurde es ziemlich schnell dunkel und kühl. Also setzten wir uns auf Baumstämme rund ums Lagerfeuer und spielten „Stille Post“, „Beende-den-Satz“ und „Errate-die-Zahl“. Mein Abendessen bestand aus Ramen, einer japanischen instant Nudeltütensuppe, die ich nur mit kochendem Wasser überbrühen musste. Nach dem Essen verstauten wir unseren restlichen Proviant für die Nacht sicher in einer großen Metallbox, denn eine weitere Bären-Regel lautet: Das Lager muss frei von Essensresten sein. Nahrungsmittel dürfen nicht im Zelt aufbewahrt werden, sondern müssen in bärensicheren Behältern verstaut oder in Paketen auf einen hohen Baum gezogen werden.

 

Ich gebe zu, dass ich wegen des harten Bodens, der Unebenheiten fast gar nicht geschlafen habe. Aber es hat meiner Stimmung insgesamt keinen Abbruch getan. Am Morgen bauten wir unser Lager ab, packten unsere Sachen zusammen und machten uns unser Frühstück. Meins bestand aus Ramen, einer japanischen instant Nudeltütensuppe, die ich nur mit kochendem Wasser überbrühen musste.

 

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