Mein Kulturschock
Gleich zu meiner Ankunft hatte ich einen ersten kleinen Kulturschock. Ich wusste zwar, dass andere Länder andere Essgewohnheiten haben, aber mir war nicht bewusst, dass die Franzosen so gar nicht frühstücken. Das hat sich zum Glück im Laufe der drei Monate noch geändert. In meinen ersten Tagen in der Schule bin ich vormittags verhungert, bis es in der Schule das Mittagessen gab.
In Gesprächen mit den Kindern meiner Gast-Familie habe ich gelernt, dass sie auch meist, bis mittags hungrig sind. Was ich persönlich gar nicht mag, da ich mich dann überhaupt nicht konzentrieren kann. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass das Essen in der Schule recht gut ist. Auf jeden Fall besser als das meiner Heimatschule. Sonst hätte ich gar nicht verstanden, wieso jeder auf der Schule in der Mensa isst.
Auch habe ich Vorfeld gehört, dass die Franzosen spät zu Abend essen, aber auch hier durfte ich erfahren, dass das Abendessen selten vor 19:30/20 Uhr oder auch mal um 22:30 Uhr stattfindet. Eine weitere Herausforderung für mich.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass nicht alle Franzosen so spät essen, aber im Schnitt kann man von 20 Uhr ausgehen. Natürlich habe ich ihnen auch gesagt, dass ich nicht daran gewohnt bin, so spät zu essen und wenn sie können, nehmen sie auch Rücksicht darauf. Übergangsweise musste ich mir in meiner ersten Gast-Familie mein Frühstück immer am Vortag bei einem Supermarkt neben der Schule kaufen.
Einen größeren Kulturschock habe ich in den letzten Tagen erlebt. Du hast es bestimmt mitbekommen, dass in Frankreich gerade gestreikt wird und so durfte/musste ich erfahren, wie radikal die Franzosen streiken können und, dass wirklich alle Altersschichten auf die Straße gehen. Die einen mehr, die anderen weniger radikal.
Es ist mir vollkommen unverständlich, wie man seine eigene Heimat so zerstören kann und auch der Heimatregion wirtschaftlichen Schaden zufügt, um so lange und intensiv gegen die eigene Regierung zu protestieren. Besonders bei einem Thema, bei dem nach meinem Wissen, die Franzosen im Gegensatz zu den restlichen europäischen Ländern sehr gut aufgestellt sind - dem Renteneintrittsalter.
Ich bin wirklich geschockt über die Zerstörung in den Innenstädten, der pure Vandalismus, die Plünderungen in den Geschäften und dem in Brandsetzen des Mülls/Mülltonnen. Ich persönlich frage mich, was es bringen soll, bei einem schönen Geschäft das Schaufenster zu beschädigen, da man ja auch in der Stadt lebt und vielleicht da irgendwann einmal wieder einkaufen möchte. Hinzu kommt, in größeren Städten wie Nantes, der Müll auch seit 2 Wochen nicht mehr abgeholt wird und sich somit riesige Müllberge an jeder Ecke stapeln. Zum Glück hat es hier an der Küste extrem viel und extrem starken Wind, dadurch riecht man den Müll nicht so stark wie anders wo. Aber trotzdem muss ich sagen, bin ich entsetzt von der wahllosen Zerstörung.
Ich hoffe euch hat mein kleiner Bericht gefallen, trotz Kulturschock kann ich euch einen Schüleraustausch nur empfehlen, weil es auf jeden Fall eine tolle Erfahrung ist und euch sprachlich enormst weiter bringt.