Das kanadische Schulsystem unter der Lupe
Um 8 Uhr 22 holt mich der Schulbus an der Autobahn ab und fährt mich und viele weitere Schüler zur Schule. Um 8 Uhr 45 beginnt jeder meiner Schultage mit dem Homeroom. Im Homeroom verkündet der Schulleiter während der ersten Minuten Schulevents und Veranstaltungen, Erfolge der Schulmannschaften und das Datum. In der verbleibenden Zeit lesen wir, setzen uns schulische Ziele, zu denen wir wöchentlich ein Update geben müssen und lernen Lernstrategien. Um 9 Uhr 6 geht es dann mit der ersten Unterrichtsstunde los, die 75 Minuten andauert. Der kanadische Stundenplan ist zum deutschen sehr verschieden, da ich hier pro Tag nur vier Fächer habe. Diese heißen A Block, B Block, C Bloch und D Block. Man hat jedes dieser vier Fächer jeden Tag der Woche. Alle zwei Tage wechselt der A Block mit dem B Block und der C Block mit dem D Block die Position. Wenn man also am ersten Tag Englisch, Mathe, Bio, Sport hat, dann hat man am darauffolgenden Tag Mathe, Englisch, Sport, Bio.
Zwischen den ersten beiden Fächern gibt es eine 12-minütige Frühstückspause, zwischen dem zweiten und dem dritten Fach eine 48-minütige Mittagspause und zwischen der vorletzten und der letzten Stunde nochmal eine Snackpause. Die Schule endet dann jeden Tag um 15 Uhr 15.
An meine Highschool oder auch Secondary School genannt, gehen Schüler von der 8. bis zur 12. Klasse. Diese sind dann also zwischen 14 und 18 Jahren alt. Das kanadische Schuljahr ist in Quartale eingeteilt. Nach jedem Quartal bekommt man ein Zeugnis: das Erste im November, das Zweite im Januar, das Dritte im April und das Vierte im Juni.
Benotet wird in Kanada sehr anders als in Deutschland. Mündliche Noten gibt es hier nicht. Nur die schriftlichen Abgaben, wie Tests und Klassenarbeiten, machen die Note aus. Außerdem geben die Lehrer viele benotete Projektarbeiten auf, die auch einen Großteil der Note ausmachen. In Kanada gilt außerdem, dass jeder Schüler jede eingereichte Arbeitet, ob Projekt, Test oder Exam, um eine bessere Note zu bekommen, wiederholen darf. Wenn man also mit seiner Testnote nicht zufrieden ist, kann man den gleichen Test nochmal schreiben.
Die Klassenstärke variiert je nach Fach zwischen 15 und 30 Schülern. Die meisten Unterrichtsfächer trennen die jeweiligen Klassenstufen, also hat man beispielsweise nur Elftklässler in einer Klasse. Man kann sich jedoch in höhere Klassen versetzen lassen. So bin ich zum Beispiel im Mathekurs der zwölften Klasse, obwohl ich Elftklässlerin bin. In den Wahlfächern, wie Kochen und Metallverarbeitung sind Acht- und Neuntklässler zusammen in einer und Zehnt-, Elft- und Zwölftklässler zusammen in einer anderen Klasse.
Die kanadischen Schulen sind ziemlich gut ausgestattet. Meine Schule hat einen Sportplatz mit Rennstrecke, Fußball- und Basketballplatz, eine große Turnhalle, eine Metallwerkstatt, eine Holzwerkstatt, eine Küche für den Kochunterricht, einen Kunstraum, einen Theaterraum, eine Cafeteria und einen Schuppen, in denen Mountainbikes, Kletterausrüstung, Langlaufski, Schneeschuhe und viele weitere Dinge für den Outdoor Education Kurs gelagert werden.
Die kanadischen Schulen unterscheiden sich also grundlegend recht stark von den deutschen Schulen. Der Stundenplan ist mit nur vier Fächern in Deutschland unvorstellbar und die Zusammensetzung der Noten auch. Deutsche Tests und Arbeiten sind wesentlich schwieriger als hier und in Deutschland bekomme ich sehr viel mehr Hausaufgaben. Außerdem gibt es in Kanada längere Pausen- und Unterrichtszeiten als zu Hause. Man kann zudem auch Fächer wie Metall- und Holzverarbeitung wählen, oder in die Outdoor Academy gehen, die den ganzen Tag in der Natur unterwegs ist. Ich genieße die Schule hier sehr, da man viele neue Fächer ausprobieren kann und man vom gewohnten Schulstress aus Deutschland überhaupt nichts spürt.
Ich hoffe, euch hat der Blog gefallen und, dass ich euch das kanadische Schulsystem etwas näher bringen konnte.
Vielen Dank fürs Lesen!
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