Meine Ausreise
Im Juni neigte sich mein Auslandsjahr dem Ende zu und meine Tage waren gezählt. Aber auch wenn das Ende immer näher kam, habe ich meine letzten Tage/Wochen nochmal richtig genutzt und so viel erlebt. Es klingt vielleicht absurd, doch das Ende meines Auslandsjahres war mit einer der schönsten Zeiten in den vergangenen 10 Monaten und ich habe alles so sehr genossen. Während der gesamten Zeit wollte und konnte ich einfach nicht verstehen, dass ich bald wieder nach Deutschland fliegen werde und war trotz des bevorstehenden Abschiedes so voller Energie und Glücksgefühlen.
Noch vor meinem letzten Schultage habe ich mit Familie und Freunden eine kleine Abschiedsparty gemacht. Meine beste Freundin hatte bei mir übernachtet und zusammen haben wir den ersten meiner drei Koffer gepackt und dann die Party vorbereitet. Das Wetter war so schön, wir haben Pizza bestellt und hatten viele verschiedene Snacks, wie Cupcakes, Melone, Chips und Nachos. Alle waren im Garten, wir haben Fußball gespielt und meine Freunde sind durch die Sachen, die ich nicht wieder mit nach Deutschland nehmen wollte, gegangen, um zu gucken, ob ihnen davon etwas gefällt. Zwei Tage später hatte ich dann meinen letzten Highschool Schultag. Der Gedanke, nie wieder dort zur Schule zu gehen, kam mir so fremd und unrealistisch vor, dass ich es gar nicht wahrhaben konnte. Alles hat sich angefühlt wie jeder andere Tag, mit der Ausnahme, dass alle etwas emotionaler waren und mehr Menschen sich unglaublich gefreut haben oder unglaublich traurig waren. „See you later“ zu sagen hat sich plötzlich so komisch angefühlt, denn auch wenn ich wusste, dass ich die meisten dieser Menschen so schnell nicht wiedersehen würde, fühlte es sich trotzdem komplett normal an.
In meinen letzten Tagen habe ich mich außerdem auch nochmal extrem darauf konzentriert so viel wie nur möglich von meiner Bucket List abzuhaken und demzufolge sehr viel mit meinen Freunden unternommen. Wir waren beispielsweise am Lake Michigan und haben dort eine Tretboot-Tour und ein Picknick gemacht, sind nochmal richtig schön bei Target shoppen gewesen, haben Cowboyhats dekoriert, sind zu einem Festival gegangen und haben uns den Sonnenaufgang angeguckt. Zu sehen, wie sehr all die Menschen um mich herum bei dem Erfüllen der Liste helfen wollten, hat mich so glücklich gemacht und am Ende waren nur 6 von 159 Punkten noch offen. Ein Grund mehr, wieder zurück nach Wisconsin zu fliegen!!
Meine letzten Nächte habe ich alle mit Koffer packen verbracht. Das raubte mir fast den letzten Nerv und ich bin fast durchgedreht. (An dieser Stelle nur schonmal der kleine Tipp: Fangt definitiv früh genug an, damit ihr am Ende nicht in Stress verfallt und die letzten Tage genießen könnt.) Diese doofen Koffer zu packen und mein gesamtes Leben einzupacken war so kompliziert und ich habe in einem riesigen Chaos gelebt, bis endlich alles verstaut war. Aber weil ich die letzten Tage nicht in meinem Zimmer verbringen wollte, habe ich immer nachts gepackt und den Tag mit Freunden verbracht. Ich kann euch definitiv sagen, Vakuumbeutel haben wir das Leben gerettet!! Ohne hätte ich nie alles verstaut bekommen.
An meinem letzten Wochenende in Amerika hatte ich meine Highschool Graduation und auch wenn ich leider kein Senior war, bin ich mit meiner Family by Heart hingegangen, um meine Freunde zu sehen. Dieses Event war die Definition des amerikanischen Highschool Dramas und ich habe mich wie im Film gefühlt. Danach waren wir auf zwei unterschiedlichen Graduation Partys, bevor meine beste Freundin kam, um mit mir zu dem Festival zu gehen und bei mir zu übernachten. Wir haben den Abend am See mit den Wasserlaternen so genossen und es als ein schönes, letztes, großes Event gesehen, vor dem Ende unserer Auslandsjahre.
An meinem aller letzten Abend in den USA bin ich mit meiner amerikanischen Schwester zu einem Konzert gegangen und danach sind wir mit ihrer Familie, meiner Family by Heart, bei Denny’s essen gewesen und hatten einen letzten schönen Abend zusammen. Zu Hause habe ich dann mein Handgepäck fertig gepackt und alles für den bevorstehenden Tag vorbereitet und noch einmal lange mit meiner Hostmom gequatscht, bis ich schließlich ins Bett gegangen und am nächsten Morgen früh aufgestanden bin, um zu duschen. Zwei meiner besten Freunde kamen, um sich von mir zu verabschieden. Die Enkelkinder sind später mit uns zum Flughafen gefahren, wo sich meine Family by heart, ich und meine besten Freunde trafen. Nachdem wir nochmal alle ein paar Fotos gemacht, Umarmungen verteilt, und Tränen vergossen haben, bin ich zum Sicherheitscheck gegangen und habe meine Reise zurück nach Deutschland begonnen.
Wie ich mich gefühlt habe und jetzt auch immer noch fühle, kann ich nicht wirklich beschreiben. Natürlich war es unglaublich schön wieder in Deutschland zu sein und meine Familie und Freunde zu sehen, aber trotzdem gibt es dieses bestehende Gefühl von einer unbeschreiblichen Leere. Alles in Deutschland erscheint mir so gleich und unverändert, als wäre die Zeit hier stehen geblieben, doch man selbst hätte sich so sehr verändert. Manchmal habe ich das Gefühl, ich wäre nie weg gewesen und die USA wären nur ein langer, schöner und detaillierter Traum gewesen, doch dann erinnere ich mich ständig an die kleinen Dinge und vergleiche alles unbewusst miteinander. Am meisten werde ich definitiv die Schule und die Menschen dort vermissen, denn jetzt nach 10 Monaten war es nicht mehr nur ein Abenteuer, es war ein Leben und ich habe mich so wohlgefühlt. Deshalb kann ich es jetzt schon kaum erwarten, wieder zurückzureisen und von den Amerikanern Besuch zu bekommen. Wieder zu Hause zu sein ist schön und traurig zugleich.