Kanada vs. Deutschland
Zuallererst muss ich sagen, dass ich keinen riesigen Kulturschock bekommen habe, als ich hier angekommen bin, weil Kanada sich nicht zu extrem von Deutschland unterscheidet. Ein paar Dinge sind mir jedoch nach einiger Zeit aufgefallen: Mir ist besonders aufgefallen, dass sich Kanadier sehr stark von Deutschen unterscheiden in Bezug auf den Umgang miteinander. Die Menschen hier sind einfach sehr viel offener und herzlicher und fragen dich auch immer, wie es dir geht. Mir ist zudem aufgefallen, dass eines der Klischees über Kanadier hundert Prozent stimmt: sie entschuldigen sich für alles. Selbst wenn du an einer Sache Schuld bist, kriegst du immer ein sorry von der anderen Person. Insgesamt finde ich also die Kanadier sehr viel herzlicher im Umgang mit Fremden.
Ein weiterer Unterschied, der mir stark aufgefallen ist, ist die Schule. Die Schule hier ist wirklich so so so viel einfacher, als die in Deutschland. Hier hat man zuerst einmal nur vier Fächer pro Halbjahr und da das Jahr für mich nicht zählt, da ich die Klasse in Deutschland wiederholen muss, konnte ich die Fächer wählen, die sich für mich spannend angehört haben. Meine Fächer dieses Semester sind Kunst, Beginner Spanish, Creative Writing und Food Studies, wo wir jede Stunde kochen und backen, also ziemlich entspannte Fächer. Die Lehrer sind hier auch sehr viel verständnisvoller und lassen einen auch mal mitten in der Stunde auf einen walk gehen, wenn man gerade zu überfordert ist mit allem. Sie sind zudem sehr viel offener den Schülern gegenüber und haben eine ganz andere Beziehung zu ihnen. Meine Lehrer fragen uns sehr oft, ob wir Wochenendspläne haben und erzählen uns auch viel über sich selbst, was einander mehr auf Augenhöhe stellt.
Auch das Wetter hier ist ganz anders als zuhause. Die Sommer hier sind sehr viel wärmer und die Sonne ist sehr viel stärker als in Deutschland und der Herbst ist ganz anders, als ich ihn kenne. Hier scheint viel die Sonne, was sehr schön ist, mit den braunen und roten Blättern zusammen, und es regnet kaum, was auch als „Indian Summer“ bezeichnet wird. Im Winter liegt, was man sich schon denken kann, sehr viel Schnee und die Temperaturen können sehr kalt werden (letztes Jahr war die Maximaltemperatur in meiner Stadt -34 Grad). Der Frühling soll dahingehend sehr sonnig sein und einfach wunderschön. Was mir auch aufgefallen ist, ist, dass die Temperaturen hier etwas anderes bedeuten als zu Hause. Während ich bei 5 Grad morgens schon längst eine Winterjacke anhätte zu Hause, kann ich hier immer noch im Pulli und Jeans herausgehen, und friere nicht. Also musste ich erstmal ein anderes Verständnis für die Temperaturen bekommen, als ich hergekommen bin, und sich dazu passend anzuziehen.
Außerdem ist das Essen anders als zu Hause. Ich war sehr daran gewöhnt, dass es in meinem Umfeld viele Veganer und Vegetarier gibt, was hier hingegen nicht sehr stark verbreitet ist. Trotzdem schaffe ich es besser als erwartet, mich hier vegan zu ernähren, und es gibt auch mehr vegane Restaurants in meiner Stadt, als ich gedacht hab. Ich würde auch behaupten, dass sich die Kanadier ein wenig ungesünder ernähren als Deutsche, aber das ist vielleicht auch nur meine Perspektive.
Ein Unterschied, der mir sehr stark aufgefallen ist, ist die Infrastruktur. Während ich sehr stark daran gewöhnt bin von zu Hause, dass die Bahnen und Busse in maximal 10-Minuten-Abständen kommen, muss man hier teilweise eine halbe Stunde bis Stunde auf den nächsten Bus warten. Das ist aber nur unter der Woche. Am Wochenende kommen manche Busse nicht mehr nach 19 Uhr oder fahren im Zwei-Stunden-Takt. Das liegt natürlich daran, dass ich in einer etwas kleineren Stadt wohne, trotzdem versuche ich immer noch, mich daran zu gewöhnen. Das Schöne daran, dass nicht so viele Busse fahren, ist allerdings, dass man eigentlich jedes Mal, wenn man irgendwo hinfährt, jemand anderen trifft und man dann kurz quatschen kann.
Zuallerletzt ist mir noch ein Unterschied aufgefallen in Bezug auf die Feiertage, von denen es sehr viele gibt. Ich habe bis jetzt schon sehr oft schulfrei bekommen wegen der unterschiedlichsten Feiertage. Dazu gehören unter anderem der Labour Day, der National Day of Truth and Reconciliation und natürlich Thanksgiving. Ich würde sagen, dass Feiertage hier zudem mehr zelebriert werden als in Deutschland, also es wird mehr dekoriert, es werden mehr Freunde eingeladen und der Feiertag an sich wird sehr ernst genommen. Das sieht man zum Beispiel sehr gut an Halloween, wo schon seit dem 1. Oktober Deko aufgegangen wurde und man in jedem Laden das Halloween Theme erkennt.
Ich würde sagen, dass einer der Vorteile an Kanada ist, dass alles sehr viel extremer ist. Damit meine ich beispielsweise, dass die Jahreszeiten sehr viel mehr spürbar sind, die Feiertage mehr zelebriert werden und auch alles sehr viel größer ist (zum Beispiel die Essensverpackungen, die Straßen oder die Häuser). Ein Nachteil ist jedoch, dass die Infrastruktur in meiner Stadt (und auch in vielen kleineren Städten in Kanada) nicht sehr gut ist und man sehr organisiert sein muss, wenn man sich mit seinen Freunden treffen will, weil man alle Busverbindungen gut organisieren muss, wenn man nicht zwei Stunden auf die anderen Personen warten möchte. Mir gefällt aber sehr gut an meiner Stadt hier, dass man immer jemandem begegnet, wenn man unterwegs ist, und sich alles ein wenig persönlicher anfühlt, weil man so nah aneinander wohnt und man das Gefühl hat, dass man einen Großteil der Stadt kennt.
Ehrlich gesagt hat mich nichts großartig an meinem Gastland überrascht, weil, wie ich anfangs erwähnt hatte, Kanada nicht allzu unterschiedlich zu Deutschland ist. Außerdem habe ich mir schon ein bisschen vorgestellt, wie es hier werden wird, durch Filme und weiteres, und alle meine Vorstellungen wurden nur positiv bestätigt. So toll mein Gastland auch ist, vermisse ich Deutschland ehrlich gesagt auch ein mini bisschen, und um genauer zu sein, meine Stadt, weil ich dort mehr Möglichkeiten habe, Dinge zu unternehmen und irgendwo hinzugelangen. Trotzdem weiß ich, dass ich Kanada unglaublich vermissen werde, wenn ich wieder nach Hause gehen werde, weil mir einfach die Kultur, die Landschaft und die Leute schon sehr ans Herz gewachsen sind und ich könnte mir auch vorstellen, eines Tages hier mal zu leben.
Ich hoffe sehr, dass du durch diesen Beitrag einen guten Überblick über die größten Unterschiede zwischen Kanada und Deutschland bekommen hast! Hast du dabei vielleicht auch Lust bekommen, einen Schüleraustausch in Kanada zu machen? Dann wähle jetzt die Nummer in den Kontaktdaten, um deinen Auslandsaufenthalt zu planen, um eine unvergessliche Zeit in deinem Gastland zu genießen! Hier gibt es außerdem noch viele andere tolle Artikel zum Thema Auslandsaufenthalte, die du dir für noch mehr Vorfreude und tolle Einblicke ins Leben eines Austauschschülers durchlesen kannst! Na dann, hoffentlich bis bald! :)