Meine Schule
Ein wichtiger Bestandteil eines Auslandsjahres ist immer die Schule. Meine Schule ist großartig. Jetzt würde ich euch gerne eine bisschen was über mein Gymnasium erzählen. Ich gehe an das Gymnasium Eksjö. Es liegt etwa 3 Minuten mit dem Fahrrad von meinem Haus entfernt. Wir haben rund 600 Schüler an meinem Gymnasium. In meiner Klasse sind wir 19. Meine Schule besteht aus dem Hauptgebäude (Östanå), einem weiteren Gebäude, welches die Cafeteria und die Stadtbibliothek beinhaltet (c-korridor) und einem dritten Gebäude, das zu einem ehemaligen Kasernenkomplex gehört (Nova). Im Hauptgebäude werden alle Sprachen, Musik/Kunst und Sozialwissenschaften unterrichtet. Außerdem ist dort das „Krankenschwestern-Programm“ untergebracht. Ich verbringe die meiste Zeit im Nova-Gebäude. Dort werden Mathematik und die Naturwissenschaften, sowie Technik/Informatik unterrichtet.
Das schwedische Gymnasium ist ein bisschen anders als das in Deutschland. In Schweden geht man bis zur 9. Klasse in die Grundschule und hat damit seine Schulausbildung abgeschlossen. Das Gymnasium kann man danach freiwillig besuchen. Es dauert drei Jahre und ist in der Regel notwendig, um einen Job zu bekommen. Deswegen macht eigentlich jeder schwedische Schüler die drei Jahre am Gymnasium. Am Gymnasium gibt es dann mehrere Programme, die man besuchen kann. Einige davon sind studienvorbereitend, die meisten aber ausbildungsvorbereitend. An meiner Schule gibt es ein naturwissenschaftlich orientiertes, gesellschaftswissenschaftlich orientiertes, ein technisches und ein sprachlich orientiertes Programm. Es gibt ein Programm zur Vorbereitung auf die Ausbildung zum Krankenpfleger und ein musikalisch und künstlerisch orientiertes Programm.
Ich bin in dem naturwissenschaftlich orientierten Programm. Das finde ich sehr gut, weil ich die Naturwissenschaften sehr gerne mag und in Deutschland keine Möglichkeit habe, alle naturwissenschaftlichen Fächer zu belegen, wie es hier der Fall ist.
Im Klassenverband habe ich Mathe, Physik, Biologie, Chemie, Sport, Englisch und Samhällskunskap (Gesellschaftswissenschaften). Schwedisch haben auch alle, jedoch habe ich einen Kurs für Leute mit einer anderen Muttersprache als schwedisch bekommen. Daher bin ich dort nur mit einigen meiner Klassenkameraden in einem Kurs. Dazu konnte ich einige Wahlfächer belegen. Ich habe dadurch zusätzlich Deutsch und Psychologie.
Andere Wahlsprachen wären Latein, Spanisch oder Arabisch gewesen. Ich habe mich jedoch für Deutsch entschieden, weil ich so Schwedisch besser lernen kann. Wenn wir Vokabeln lernen müssen, lerne ich einfach die schwedische Seite und nicht die Deutsche.
Anstatt Psychologie hätte ich Privatrecht oder Mentaltraining wählen können. Privatrecht wollte ich nicht machen, weil ich mich nicht wirklich dafür interessiere und es mir auch nicht viel bringt schwedische Gesetze auswendig zu lernen. Die Wahl zwischen Mentaltraining und Psychologie hat mir schlussendlich die Kurszusammensetzung abgenommen. In Psychologie waren einige meiner Klassenkameraden und mehr freie Plätze.
Die Klassenräume sind hier sehr ähnlich wie die in Deutschland. Es gibt normale Klassenräume und Fachräume für die Naturwissenschaften. Auch die Anordnung ist ähnlich wie an meiner deutschen Schule. Es gibt immer einen Flur mit einer bestimmten Fachrichtung. Z. B. haben wir einen ganzen Flur nur für die Musik und Kunstklassen. Ein anderer Flur ist für Bio und Chemie, einer für Mathe und Physik. Ein anderer Flur ist komplett für die Sprachen.
Eine eigene Turnhalle hat meine Schule nicht. Dafür ist die Olsbergs Arena gleich nebenan. Hier gibt es mehrere große Sporthallen mit Tribünen, aber auch kleinere Tanzsäle und Judohallen, eine Schwimmhalle und draußen, einen Fußballplatz, ein outdoor-gym und einen Basketballplatz. Wir dürfen alle diese Dinge für den Sportunterricht nutzen.
Der Sportunterricht ist auch etwas anders, als ich ihn aus Deutschland gewohnt bin. Benotet wird hier nach Motivation und Beteiligung und nicht nach Leistung. Außerdem gibt es keine festen Themengebiete, wie wir es immer hatten. In Deutschland hat der Lehrer beschlossen, wir machen jetzt Volleyball und dann wurde 3 Monate lang ganz intensiv Volleyball geübt. Hier haben wir die erste Stunde getanzt und Abwurfball gespielt, danach die Woche Basketball, dann mal eine Woche Lacrosse und einmal Volleyball. Es ist jede Woche was anderes und meistens einfach, worauf wir gerade Lust haben.
Was ich an meiner schwedischen Schule besonders finde, ist, dass wir einen ganzen Flur haben, in dem Schüler Einzelunterricht kriegen, wenn sie Schwierigkeiten in der Schule haben. Wir hatten an meiner deutschen Schule weder den Platz noch die Lehrer dazu.
Was wir außerdem an unserer deutschen Schule nicht hatten, waren Schulärzte und Sozialarbeiter. An meinem schwedischen Gymnasium gibt es je 2. Außerdem wird hier komplett mit Computern gearbeitet, weshalb wir eine Person haben, die sich 90 % der Zeit nur um die Computer und IT kümmert. An meinem deutschen Gymnasium haben wir auch Tablett Klassen, jedoch nur einen Lehrer, der ganz normal unterrichtet und die Tabletts nebenbei verwalten muss, was viel zu viel Arbeit für ihn ist.
Eine Besonderheit meiner Stadt, die sich auch auf unser Gymnasium sehr stark auswirkt, ist Orientierungslauf. Eksjö ist Landesstützpunkt für diesen Sport und die Orientierungsläufer, die aus ganz Schweden und teils auch den Nachbarländern wie z.B. Dänemark oder Norwegenkommen, lernen und wohnen an unserer Schule. Dafür gibt es neben den Schulgebäuden auch noch mehrere Wohnheime für die Internatssportler.
Generell finde ich die Schule hier in Schweden sehr viel besser als in Deutschland. Von der Schwierigkeit ist es sehr ähnlich wie in Deutschland, jedoch ist der Umgang mit den Lehrern und die Unterrichtsweise sehr viel entspannter, als es an meiner deutschen Schule der Fall war. Lehrer werden hier grundsätzlich geduzt, was am Anfang sehr seltsam war, aber man gewöhnt sich dran und inzwischen finde ich das sogar besser.
Die Unterrichtsgestaltung ist deutlich praxisbezogener, als an meinem deutschen Gymnasium. Wir machen fast jede 2. Woche in Chemie ein Experiment und selbst in Biologie, wo ich vorher noch nie Experimente gemacht habe, haben wir schon einige gemacht. Dadurch macht das Lernen gleich viel mehr Spaß.
Auch die Regeln sind nicht so streng. Kaugummikauen und das Handy nutzen sind absolut keine Probleme hier in Schweden. Auch wenn man nicht hundertprozentig ordentlich auf dem Stuhl sitzt, sondern sich ein bisschen zur Seite dreht und gegen die Wand lehnt, haben die Lehrer kein Problem mit, während das an meiner deutschen Schule regelmäßig zu Ermahnungen vom Lehrer geführt hat.
Also kurz gesagt, die zwei Monate hier in Schweden haben mir den Spaß an der Schule zurückgebracht.
Möchtet ihr auch mal in einem anderen Schulsystem zur Schule gehen und erleben, wie andere Kinder lernen, dann guckt doch mal auf der Internetseite von Kulturwerke Deutschland vorbei. Hier könnt ihr alle Programme sehen und auch von weiteren Erfahrungen lesen.