Meine Gründe
Doch fangen wir doch einfach einmal ganz am Anfang an. Wie bin ich auf die Idee gekommen, ein Auslandsjahr zu machen?
Das erste Mal habe ich davon gehört, als ich noch sehr jung war. Dann ging das ganze Thema für mich jedoch erstmal verloren, weil ich einfach noch viel zu jung war. In der 8. Klasse hatte ich dann ein paar Freunde, die etwas älter waren als ich und gerade ihren Auslandsaufenthalt geplant haben. Damit kam das Thema Schüleraustausch für mich wieder auf und spätestens, als wir in der 9. Klasse im Englischunterricht Schüleraustausche thematisiert haben und unsere Lehrerin von ihrem Austausch als Schülerin erzählt hatte, war für mich klar, ich möchte auch einen machen. Dann war die große Frage nur noch, wohin. Die USA wollte ich von vornherein nicht. Während wir dann Ideen gesammelt haben, kam im Fernsehen gerade der Film „Mamma Mia“. Dadurch, dass ABBA die komplette Filmmusik geschrieben hatte, kam ich auf die nordischen Länder. Daraufhin meinte ich zu meinen Eltern, mehr aus Spaß, ich könnte doch nach Schweden gehen. Im Laufe der Zeit habe ich ernsthaft angefangen darüber nachzudenken in die nordischen Länder zu gehen und habe mich schlussendlich auch dafür entschieden. Und das hatte mehrere Gründe: Das Klima dort ist kühler als in Deutschland. Ich konnte noch nie gut mit warmem Wetter umgehen. Deswegen dachte ich mir, wären die nordischen Länder perfekt für mich. Selbst hier in Eksjö, was deutlich südlicher als Stockholm liegt, ist es schon um ein paar Grad kälter, was es sehr angenehm macht.
Ein weiterer Grund für mich, nach Schweden zu gehen, war die Natur. Schweden ist naturmäßig ein sehr schönes und vielfältiges Land. Es fängt an bei Ackerflächen und weiten Wiesen in Skåne (dt.: Schonen), über Mischwälder und leichte Hügellandschaften in Småland, bis hin zu den Skanden mit weiten Nadelwäldern und Tundren in Lappland. An den Küsten gibt es von flach abfallenden Küstenstreifen mit Stränden im Osten bis hin zu Steilklippen im Westen alles. Auch die Tierwelt in den skandinavischen Ländern ist sehr schön. Es gibt insgesamt rund 75 bekannte Säugetierarten und weit über 200 verschiedene Vogelarten. Von den Fischen in den vielzähligen Seen und Flüssen Schwedens reden wir erst gar nicht. Unter all diesen Arten gibt es einige, die in Deutschland gar nicht oder nur in sehr geringer Anzahl beheimatet sind, wie z. B. Elche, Rentiere, Braunbären und Wölfe. Viele Schweden sind sehr naturbewusste Menschen und verbringen sehr gerne Zeit draußen. Ich mag diese Mentalität. Und damit sind wir auch bei dem nächsten Grund, warum ich nach Schweden gehen wollte.
Die Menschen sind einfach nur toll. Ich kenne viele Leute, die regelmäßig in Schweden Urlaub machen, oder arbeitsmäßig dort unterwegs sind und habe bis jetzt nur Positives gehört: Schweden sind alle freundlich und entspannt. Mir wurde oft gesagt, auch von Schweden, dass schwedische Menschen sehr reserviert und zurückhaltend seien und dass es sein kann, dass ich etwas Zeit brauche, um in eine Gruppe zu finden und ich meinen Klassenkameraden etwas Zeit geben solle und nicht zu viel erwarten darf. Aber das hat mich nicht abgeschreckt und ich bereue es auf keinen Fall. Egal wie oft ich dieses Klischee von den unterschiedlichsten Leuten gehört habe, ich kann es von meinen Erfahrungen her nicht bestätigen. Ich habe hier schon viele verschiedene Leute getroffen und alle waren super offen und aufgeschlossen. Meine Klassenkameraden haben mich sofort aufgenommen und überall integriert. Wenn ich Probleme mit der Sprache hatte, haben mir alle beim Übersetzen geholfen und vieles mehr. Eine weitere Sache, die ich an der schwedischen Gesellschaft so großartig finde, ist das sogenannte „Lagom“. Dieses Wort hat keine direkte Übersetzung. Es beschreibt den Grundsatz, dass jeder gleich ist und keiner ist besser als der andere. Es wird auf keinen hinabgeschaut, es wird keiner ausgegrenzt und es werden alle akzeptiert, wie sie sind. Und dieser Grundsatz wird durchgezogen. Es ist viel entspannter, wenn man in der Schule ist und weiß, es wird mich keiner verurteilen, wenn ich mal etwas falsch mache.
Wenn wir jetzt schon so viel über meine Klasse geredet haben, können wir auch gleich mit de Schule weiter machen. Ein weiterer Grund, warum ich in die nordischen Länder gehen wollte, ist das Schulsystem. Hier in Skandinavien gibt es mit die besten Schulsysteme der Welt und das hat mich neugierig gemacht. Ist das Schulsystem hier wirklich so viel besser? Was ist anders? Und ich muss sagen (Stand 4 Wochen in der Schule): Ja! Das Schulsystem ist sehr viel besser. Die Schulpflicht beginnt hier nicht wie bei uns in der 1. Klasse, sondern in der 0. Klasse. Das würde bei uns der Vorschule entsprechen. Danach beginnt in der 1. Klasse die Grundschule. Diese ist grundsätzlich immer eine öffentliche Schule. Privatschulen gibt es erst ab den Gymnasien. Die Grundschule wird mit der 9. Klasse beendet. Damit endet dann auch die Schulpflicht. Das heißt, alle Schüler lernen das gleiche unter den gleichen Bedingungen. Danach kann man freiwillig ein Gymnasium besuchen. Das schwedische Gymnasium kann man ein bisschen mit deutschen Oberstufenzentren oder Berufsschulen vergleichen. Am Gymnasium werden die Schuljahre nochmal von vorne gezählt. Man besucht also noch einmal die 1. – 3. Klasse. Am Gymnasium kann man dann, anders als bei uns, im Abitur keine einzelnen Kurse wählen, sondern nur Schwerpunkte. Außerdem sind hier noch feste Klassen, was an meiner deutschen Schule jetzt nicht mehr so wäre. Ich bin in eine Klasse mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Es gibt an meiner schwedischen Schule auch ökonomische, sprachliche, technische (informatische), musikalische/künstlerische und medizinische Schwerpunkte. Alle mit unterschiedlichen Fächern und Inhalten. Die medizinischen Klassen, verbringen z. B. sehr viel Zeit im Krankenhaus, um dort eine umfassende Ausbildung zu erfahren. Ich finde das ein sehr gutes Prinzip.
Lehrer werden hier grundsätzlich geduzt und mit Vornamen angesprochen. Die sind mehr wie Freunde, die dir was beibringen wollen. Generell ist die gesamte Atmosphäre eine viel entspanntere hier in Schweden und das finde ich sehr gut, weil es das ganze lernen deutlich einfacher und angenehmer macht. Es macht einfach Spaß, in der Schule zu sein.
Einer der einflussreichsten Gründe für mich nach Schweden zu gehen war die Sprache. Ich bin persönlich nicht so gut darin, Sprachen zu lernen. Schwedisch gehört, wie Deutsch, zu den germanischen Sprachen und weist somit einige Ähnlichkeiten auf, was es für Deutsche deutlich einfacher macht, Schwedisch zu lernen. Außerdem liebe ich den melodischen Klang dieser Sprache. Meine Klassenkameraden konnten sich streiten und diskutieren und es klang trotzdem wunderschön.
Ich bin sehr stolz auf die Fortschritte, die ich in diesen paar Wochen schon gemacht habe. Ich kann inzwischen vielen Gesprächen meiner Klassenkameraden folgen und hoffe, dass es bald auch mit dem Sprechen besser funktioniert.
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