Kanada vs. Deutschland
Es gibt einige Unterschiede im Schulumfeld. Besonders die Notengebung ist komplett anders. In manchen Fächern wird jede Hausaufgabe und jede Aufgabe aus dem Unterricht benotet und für Notizen werden oft sogenannte „completion marks“ gegeben, einfach nur, weil man etwas gemacht hat. Zu Hause werden eigentlich nur Tests benotet.
Außerdem wird man deutlich mehr gewürdigt und motiviert, sogar für Dinge, die man machen musste. Beispielsweise wird sich regelmäßig dafür bedankt, dass die Klasse still war in einem kurzen Video oder auch dafür, dass man, wenn man zu spät war, überhaupt im Unterricht da ist.
Vielleicht hast du schon einiges von Schulaktivitäten gehört, die hier definitiv dazu gehören. Von Deutschland war ich es gewohnt, in die Schule zu gehen und dann am Nachmittag etwas zu tun, was keine Verbindung zur Schule hat. In Kanada leben viele praktisch in der Schule. Einige Schüler kommen schon mehr als eine Stunde vor Schulbeginn dahin und bleiben dann auch noch deutlich länger für Sportarten oder Clubs dort. Natürlich kannst du auch einem außerschulischen Verein beitreten, aber in Schulumfeld gibt es da definitiv mehr Auswahlmöglichkeiten.
Auch in vielen kanadischen Haushalten sind mir Unterschiede zu Deutschland aufgefallen. Wenn man in keinem vegetarischen Haushalt ist, kann man davon ausgehen, jeden Tag große Mengen an Fleisch zu essen. Das war für mich persönlich wirklich eine große Umstellung, da ich in Deutschland meinen Fleischkonsum reduziert hatte.
Besonders auffällig für mich und viele weitere Deutsche hier, war, dass ständig der Fernseher läuft. Während zwar, wie auch bei vielen Deutschen Familien, am Esstisch gegessen wird, steht der Fernseher meist daneben und es läuft entweder eine Serie oder Eishockey. Das leitet auch gleich zu einem weiteren Unterschied über. Die meisten Kanadier haben eine wahre Eishockey-Obsession, die etwa der Fußball-Obsession mancher Deutscher gleicht.
In Penticton, dem Ort an dem ich hier gerade bin, finde ich besonders schön, dass man hier gut laufen kann. Es gibt zwei Strände und man kann in etwa 1,5 Stunden zur anderen Seite kommen. Die Strände sind aus Sand und im Sommer hält man sich beinahe immer dort auf. Der Ort hat 35.000 Einwohner und dadurch die perfekte Größe für ein Auslandsjahr. Ich konnte mich sehr schnell zurechtfinden, aber es gibt trotzdem immer etwas neues zu entdecken, wobei ich am Ende vermutlich nicht das Gefühl haben werde, viel verpasst zu haben.
Ich habe einige Vorteile und Nachteile für mich an den jeweiligen Ländern festgestellt. Besonders gefällt mir in Kanada die Möglichkeit, bereits in der Highschool die Fächer nach Interessen zu wählen. Somit gibt es auch eine sehr große Auswahlmöglichkeit, selbst an kleinen Schulen. Ein weiterer sehr schöner Aspekt ist, dass ich fast täglich etwas mit Freunden mache, weil ich endlich die Zeit dafür habe. Dadurch bin ich zwar einerseits ständig beschäftigt, aber ich lerne mein Umfeld viel besser kennen und mir wird selten langweilig.
Es gibt auch ein paar weniger schöne Aspekte an Kanada. In jedem größeren Ort will man nachts definitiv nicht allein herumlaufen, da dort einige Drogenabhängige ist. Die meisten merken nicht einmal, dass man in der Nähe ist, oder er wäre ihnen egal, aber die meisten Menschen fühlen sich dadurch unwohl bei nächtlichen Spaziergängen. Mir ist außerdem aufgefallen, dass die Lebensmittelpreise in Kanada wirklich hoch sind. Meine Eltern mussten mein Monatsbudget schon erhöhen, da dies nur gerade so für meine Lebensmittelkosten gereicht hat. (Bei dieser Überlegung habe ich Snacks, Geld für die Mittagspause, einen gelegentlichen Cafébesuch und anderweitige Lebensmittel z.B. fürs Backen bedacht) Du solltest auf jeden Fall davon ausgehen, dass Du mehr ausgeben wirst als Du gerade denkst, wenn Du Dich mit Freunden treffen möchtest, da man oft nur entweder shoppen geht oder sich in ein Café setzt.
Ich werde diesen Ort hier vermissen, aber ich vermisse momentan natürlich Deutschland. Wenn ich zurückkomme, werde ich manche Aspekte an meinem Leben in Kanada auch vermissen. Ich denke, dass ein Auslandsjahr ein Lebenskapitel ist, welches man nie vergisst. Ich werde mit einigen Leuten in Kontakt bleiben oder an Erfahrungen von hier denken.
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