Mein Schulalltag und Fächer
Als Info muss gesagt werden, dass alle Vergleiche, die im folgenden Text zu finden sind, auf meine Schule hier und Unterricht an einem Gymnasium in Bayern (oh oh), bezogen sind. Damit also nicht komplett repräsentativ für ganz Deutschland sind.
Wichtig zu Beginn zu erwähnen ist, dass ich 4* ESO (Educación Secundaria Obligatoria) besuche, was das letzte Jahr ist, in dem Schulpflicht herrscht. Mit Abschluss dieses Jahres kann man dann eine Ausbildung beginnen oder arbeiten gehen. Bis zu dieser Stufe gilt das Prinzip der Gesamtschule, die Schule besuchen also alle Kinder, die im Umkreis der Schule leben. Das führt dazu, dass generell ein eher praktisch orientierter Unterricht geführt wird.
Eine Schulstunde dauert eine Zeitstunde, davon gehen aber meist drei bis fünf Minuten zu Beginn und Ende der Stunde aufgrund von Kulanz(?) ab, um sich auf die nächste Stunde vorzubereiten bzw. Klassenzimmer zu wechseln. Der ganze Schultag besteht aus sechs solcher Stunden und geht jeden Tag von 8.15 Uhr bis 14.45 Uhr. Nach der dritten Stunde gibt es die einzige, dreißigminütige Pause des Tages.
Ich bin, wie auch in Deutschland, im naturwissenschaftlichen Zweig. Das bedeutet, dass ich Chemie & Physik, Technologie, Bio und Mathe habe. Außerdem habe ich wissenschaftliche Kultur, Geologie & Geschichte, Englisch und Lengua (spanisches Äquivalent zu Deutsch).
Chemie und Physik ist hier als ein Fach zusammengefasst. Bis jetzt wurde aber nur Physik behandelt. Im Fach werden generell ähnliche Inhalte wie in Deutschland drangenommen, es fühlt sich aber so an, als ob es schneller, mit weniger Vertiefung unterrichtet wird. Außerdem gibt es keine Abfragen, was zumindest meine Motivation Physik und Chemie auf Spanisch zu lernen reduziert hat.
Technologie ist ein Fach, das sich primär mit alltäglicher, wie der Name schon sagt, Technologie beschäftigt. Dazu zählt zum Beispiel, wie Kläranlagen funktionieren, bioklimatische Architektur oder Stromkreise eines Einfamilienhauses. Ich denke, diese Inhalte wären in Deutschland zu Geo zuzuordnen. Mir persönlich macht das Fach Spaß, weil es eines der wenigen ist, in denen regelmäßig in Gruppen gearbeitet wird. Wobei das natürlich auch abhängig von der Lehrkraft ist, ob einem der Unterricht gefällt oder nicht.
Biologie ist vergleichbar mit dem Unterricht in Deutschland, wieder einmal habe ich das Gefühl, dass weniger hängen bleibt und der Charakter des Unterrichts schnelllebiger ist und weniger vertiefend. Dadurch dass ich eine Stufe unter meinem eigentlichen Jahrgang bin, fällt mir beispielsweise Mathe leichter als andere Fächer, aus dem einfachen Grund, dass Mathe eben nicht primär sprachbasiert ist.
Über die naturwissenschaftlichen Fächer kann man sagen, dass es zu Beginn sicher schwierig ist, vor allem aufgrund des Fachvokabulars. Andererseits lernt man diese Wörter eben dadurch auch. (Ich kann euch ein auf jeden Fall ein Vokabelheft für den Unterricht empfehlen. Ich habe dadurch logischerweise schon viele Wörter, die ich nicht im Spanischunterricht gelernt hätte, wie z.B. die Namen der verschiedenen Wasserleitungen eines Hauses, gelernt).
In cultura scientifica (wissenschaftliche Kultur) lernt man über die Vorgänge wissenschaftlicher Arbeiten, den Ablauf von Experimenten, aber auch Themen wie den Klimawandel, das Universum oder Marsmissionen. Ehrlich gesagt habe ich noch kein genaues Muster der Themen erkannt, mir macht es aber Spaß.
Geschichte und Geografie ist auch zu einem Fach zusammengefasst und eines der Fächer, die mir am wenigsten Spaß machen, da es vor allem aus Frontalunterricht besteht, der mich langweilt. Lengua ist teilweise noch ein bisschen zu schwer für mein Spanischniveau, ich verbringe die Stunden mit dem Lesen spanischer Bücher und dem Übersetzen der Wörter, die ich noch nicht kenne.
Es werden in jedem Fach Examen geschrieben, dabei gibt es aber keine Differenzierung, wie bei mir in Deutschland in Stegreif- und Schulaufgabe. Außerdem wird nicht abgefragt.(Das einzige was an eine Abfrage ran kommt, ist das zufällig ausgewählte Personen im Sportunterricht das Aufwärmen übernehmen müssen.) Mündliche Noten spielen auch keine Rolle, was den Unterricht meiner Meinung nach in eine frontale Richtung lenkt, da weder Lehrer*innen explizit Antworten „einholen“ müssen, noch fühlen die Schüler*innen sich gezwungen mitzuarbeiten.
Man braucht 5/10 Punkten, um die Tests zu bestehen. Mit Lernen ist das auf jeden Fall auch für mich schon machbar. Mein Lernen hält sich zwar in Grenzen und trotzdem bestehe ich fast jeden Test, obwohl auch ein nicht bestandener Test kein Problem ist. Das Gleiche gilt für Hausaufgaben. Sie halten sich in Grenzen und die Hausaufgaben, die aufgegeben werden, sind meist schnell erledigt und sind nicht besonders schwer.
Falls euch dieser Text gefallen hat, und ihr Interesse an einem Auslandsjahr bekommen habt, empfehle ich euch zwei nächste Schritte. Einerseits empfehle ich euch noch weitere Berichte wie diesen durchzulesen, da natürlich jede Erfahrung unterschiedlich ist. Anders gesagt: Jeder Auslandsaufenthalt ist auf einer einzigartigen Weise schön! Andererseits empfehle ich euch, Kulturwerke über die auf der Website vorhandenen Nummern zu kontaktieren, um weitere Informationen zu erfahren oder offene Fragen zu klären.
Allerliebste Grüße aus Spanien
Tobias