Meine Gründe für ein Auslandsjahr
Tatsächlich wollte ich schon relativ lange einen Art Austausch machen, schon in der fünften Klasse. Da uns aber dank Corona viele Austauschmöglichkeiten von der Schule aus gestrichen wurden, konnte ich das nie wirklich wahr werden lassen. Der Traum, für einige Zeit nach England zu gehen (aus irgendeinem Grund habe ich mich total auf England eingeschossen) wurde immer und immer größer. Erst war der Plan einfach nach dem Abi zu reisen, doch das bayrische Schulsystem machte mir auch da einen Strich durch die Rechnung. Nach Wiedereinführung des G9’s gab es jetzt die Möglichkeit, die 11 Klasse entweder zu überspringen oder eben im Ausland zu verbringen. Wofür ich mich, Überraschung, dann auch entschieden habe. Zusätzlich haben noch drei gute Freunde von mir ebenfalls die Change genutzt, somit war auch die Angst, in Deutschland groß etwas zu verpassen eher gering. Das hat die Entscheidung natürlich auch deutlich vereinfacht.
Aber warum habe ich es denn nun gemacht? Das ist wirklich schwer zu beantworten. Einerseits gab es sehr persönliche Gründe. Ich wollte unabhängiger werden und auch einfach austesten, ob ich allein klarkam, so in einem anderen Land, ohne Familie und Freunde. Das war ein kompletter Neustart, immerhin kannte mich dort niemand. Ich würde neue soziale Kontakte knüpfen müssen und mehr als nur einmal meine Comfort-Zone verlassen und das war irgendwie spannend. Und jetzt, nach vier Monaten, merke ich schon einen Unterschied. Ich bin selbstbewusster geworden, bewege mich viel sicherer in großen Städten und die Angst vorm Einsam sein ist kleiner geworden. Ich weiß jetzt, dass ich irgendwie immer Anschluss und Freunde finden werde, selbst, wenn ich über tausend Kilometer von meiner Heimat weg bin.
Dann hatte das ganze natürlich auch praktische Gründe, ich würde den ganzen Tag Englisch sprechen und somit dabei deutlich sicherer werden, und überhaupt bilden solche Erfahrungen weiter. Durch die Fächer, die ich hier (aber nicht in Deutschland) habe, habe ich eine bessere Ahnung davon bekommen, was ich später einmal machen will, auch wo ich leben will. Mittlerweile kann ich fließen Englisch, habe keine Angst einfach darauf loszureden und bin auch gut darin, Leute auf Englisch anzusprechen, ohne groß Angst vor Fehlern zu haben. Natürlich, mein Englisch ist nicht perfekt, aber es war eine Veränderung bemerkbar, und außerdem sind die meisten Englisch-Sprechenden Personen sehr geduldig, und bewerten Dinge wie Aussprache oder Grammatik nicht besonders. Außerdem bin ich offener geworden, weil England in vielen Teilen noch deutlich multikultureller ist, als Deutschland (vor allem aber Bayern). Und, weil man als Schüler ein Land ganz anders wahrnehmen kann als Tourist.
Und warum England? Ebenso schwierig. Eigentlich war England mehr ein Gefühl als eine logische Entscheidung. Klar, die Sprache war ein wichtiger Punkt, ebenso die Kultur. Aber ohne jemals in England gewesen zu sein, wusste ich schon immer, dass ich dort hinwollte. Und da war ein Auslandshalbjahr, mit Familienleben und Schulalltag dafür perfekt.
Also, um alles nochmal kurz zusammenzufassen. Meine Entscheidung ist mir vor allem wegen meines Umfelds nicht besonders schwergefallen, das ist wahrscheinlich nicht immer so. Ich bin wahnsinnig froh, die Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn es manchmal hart ist. Diese Monate werde ich nie wieder vergessen, ebenso wenig wie die Leute, die ich kennenlernen durfte.
Wenn du jetzt also auch Lust auf ein Auslandsjahr hast, schau doch mal auf der Kulturwerke Website vorbei, da gibt es alle weiteren Informationen und auch Blogartikel über andere Länder. Und wer weiß, vielleicht schreibst du in paar Monaten einen ähnlichen Artikel, warum es dir in deinem Gastland so gut gefällt.
Euer Finn :)