Hi, ich heiße Sofie, bin 16 Jahre alt und wohne seit gestern bei meiner Gastmutter und meiner Gastschwester in Portsmouth (England),
wo ich ein halbes Jahr als Austauschschülerin verbringen werde.
Schon vor einer Woche habe ich angefangen zu planen, was ich alles in meinen Koffer packen möchte. Ich habe meine Wäsche gewaschen,
wichtige Unterlagen ausgedruckt und noch das ein oder andere eingekauft. Mit dem richtigen Einpacken habe ich mir leider etwas zu viel Zeit
gelassen, sodass ich noch in der Nacht vor meinem Abflug auf meinem Koffer saß und ihn mit aller Gewalt versucht habe zu schließen...Deshalb,
ein ganz großer Tipp an euch, bitte packt eure Koffer schon ein bis zwei Tage davor und lasst euch nicht von anderen Sachen ablenken! Am
nächsten Morgen, also am Tag meiner Abreise, bin ich schon um 6:00 Uhr aufgestanden, weil mein Flieger um 10:00 ging. Zum Glück hatten wir
keinen Stau auf der Autobahn oder andere Komplikationen und sind rechtzeitig am Flughafen angekommen. Dennoch bekam ich es echt mit der
Angst zu tun, als ich die übelst langen Warteschlangen an den ganzen Paket Abgabestellen und Schaltern sah. Zum Glück wurden wir an der
Paketausgabestelle vor gelassen, als wir einen Angestellten darum gebeten hatten. Deshalb immer gleich fragen, wenn man merkt, dass man
sonst womöglich nicht sein Ziel erreicht. Kurz vor der Sicherheitskontrolle musste ich mich dann schweren Herzens von meiner Familie
verabschieden, was in drei hektischen aber dennoch liebevollen Umarmungen endete, weil ich sonst womöglich meinen Flug verpasst hätte.
Die Sicherheitskontrolle konnte ich zum Glück auch mühelos passieren, auch wenn es mir erneut den Magen verdrehte, als sich schon wieder
eine elend lange Warteschlange vor mir erstreckte. Gott sei Dank bin ich danach noch rechtzeitig an meinem Gate angelangt und habe dann
sogar noch einen anderen Austauschschüler kennengelernt, der auch mit Kulturwerke nach London fliegen sollte. Er hatte auch Angst zu spät
zu kommen, da er vergessen hatte seine Passenger Locator Form auszufüllen. Am Ende waren unsere Ängste jedoch umsonst, da unser Flug
fast eine Stunde Verspätung hatte und wir demnach auch viel später erst eingelassen wurden...
Am Gate haben wir dann auch noch drei andere Austauschschüler von Kulturwerke getroffen, die auch alle mit uns nach London geflogen sind.
Als wir dann endlich im Flugzeug saßen, konnten wir uns nach gefühlten Stunden wieder etwas entspannen. Doch das Gefühl der Entspannung
war dann auch schon relativ schnell wieder verflogen, weil man sich dann Sorgen um den Flug an sich gemacht hat und Angst hatte abzustürzen.
Zum Glück hatte ich extra einen Sitz neben einem anderen Austauschschüler von Kulturwerke gebucht, sodass wir beide nicht so alleine waren.
Somit konnten wir uns über unsere Gastfamilien, unsere Schule und generellen Erwartungen unterhalten und indirekt auch etwas von dem Flug
ablenken. Was leider nicht immer geklappt hat, weil schon gleich am Anfang des Fluges, eine kurze aber heftige Turbulenz war, die mein Herz für
ein paar Sekunden aussetzen ließ (Musik konnte da leider auch nicht mehr helfen). Als wir schließlich in London gelandet sind, war ich überglücklich
noch am Leben zu sein und mein Sitznachbar wahrscheinlich noch mehr, weil er generell Angst vorm Fliegen hat und dazu auch noch Höhenangst
kommt. Im Terminal angekommen, haben wir alle erstmal unseren Familien Bescheid gegeben, dass wir gut angekommen sind, haben uns dann auf
den Weg zur Passkontrolle gemacht, sind danach unsere Koffer holen und danach das Educatius-Team suchen gegangen. Der Verspätung unseres
Fluges zu verdanken, mussten wir dann auch noch zu unseren Bussen rennen, nachdem wir Educatius gefunden hatten und das mit drei Koffern!
Nachdem wir unseren Bus dann noch erwischt hatten, war ich einfach nur müde und durchgeschwitzt. Zum Glück konnte ich die Zeit nach Portsmouth
für ein paar kleine Nickerchen nutzen, obwohl ich am liebsten sofort in Portsmouth gewesen wäre, weil ich es kaum noch erwarten konnte. Ein paar
Stunden später sind wir dann endlich in Portsmouth an einer großen Bushaltestelle direkt am Meer angekommen - doch meine Reise war immer noch
nicht zu Ende, da meine Gastmutter zu dem Zeitpunkt leider noch nicht zu Hause war, da ihr Vater achtzig wurde. Somit mussten mein local coordinator
mich, und später auch meine Gastschwester, erstmal zu einer anderen Gastfamilie fahren, damit wir nicht vier Stunden am Busbahnhof hätten warten
müssen. Die Gastfamilie zu der wir gebracht wurden, war sehr nett und auch gesprächig und wir haben ein sehr angenehmes und interessantes Gespräch
miteinander geführt. Außerdem konnten wir somit schon ein paar Bekanntschaften machen, was ziemlich cool ist. Als uns unsere Gastmutter dann
schließlich gegen 18 Uhr abgeholt hat, war ich sehr erleichtert, weil ich einfach nur duschen, essen und schlafen gehen wollte. Unsere Gastmutter hat
uns herzlich empfangen und war da auch nicht anderer Meinung, weshalb sie uns nach einer kleinen Hausführung erstmal in Ruhe duschen und auspacken
lassen hat, während sie Pasta zum Abendessen zubereitete. Beim Essen haben wir uns dann noch über dies und das unterhalten, Gastgeschenke
ausgetauscht, etwas Fernsehen geschaut und sind dann relativ früh schlafen gegangen. Also alles in allem war der erste Tag ziemlich anstrengend,
aufregend, auf jeden Fall interessant und dennoch unspektakulär. Außerdem konnte ich schlicht nicht begreifen, dass ich einfach schon in England bin und
in einem total fremden Bett liege. In den nächsten Tagen haben wir uns dann erstmal eingelebt, alles fertig ausgepackt, wichtige Regeln besprochen,
unsere PCR-Tests gemacht und sind das erste mal zu Tesco (englischer Supermarkt) einkaufen gefahren! Mittlerweile kann ich sagen, dass ich mich schon
richtig wohl in meiner neuen Umgebung fühle und mich immer besser orientieren kann. In meinem Zimmer fühle ich mich auch super wohl, auch wenn ich
mir ein Zimmer mit meiner Gastschwester teilen muss, aber ganz ehrlich - ich finde das richtig toll, weil es einfach sau lustig mit ihr ist und man immer was
zum Reden hat. Unsere Gastmutter ist auch richtig nett und hilfsbereit und ich liebe das Essen, was sie kocht. Am Tag nach unserer Ankunft, hat sie uns
auch schon gleich den Bus zum Strand gezeigt, sodass wir dann gleich mit Musikbox, Snacks und UNO zum Strand gefahren sind. Es war top Wetter und
einfach unfassbar schön(bis heute kann ich immer noch nicht fassen, dass ich hier bin). Meine Gastschwester musste schon am Montag in die Schule, aber
bei mir fängt die Schule erst am Freitag an, deshalb muss ich mich noch etwas gedulden bis es endlich richtig los geht. Um meine ersten Tage ein wenig
zusammenzufassen, kann ich nur sagen, dass besonders der erste Tag ziemlich komisch war, weil einfach alles so neu ist, man so viel sieht und verspürt und
man erstmal mit Einleben beschäftigt ist. Ich kann jedoch bestätigen, dass sich dieses Gefühl der Überforderung mit der Zeit legt und man sich immer mehr
zuhause fühlt.
Danke, dass ihr euch die Zeit zum Lesen genommen habt und habt noch einen schönen Tag!
Eure Sofie