Hallo und herzlich Willkommen.
Ich bin Ella und befinde mich nun seit knapp drei Wochen mit dem High School-Programm von Kulturwerke Deutschland im Süden Spaniens. Um genau zu sein in der Hauptstadt Andalusiens: Sevilla. Wie der Name des Programms es eigentlich auch schon verrät, besuche ich hier natürlich auch eine High School und möchte ich euch in diesem Artikel ein bisschen etwas über meine ersten Tage und Wochen in dieser Schule erzählen.
Mein erster Schultag an der IES Miguel Servet in Sevilla war der Montag nach meiner Anreise am Samstag. Damit ich grob wusste, wo ich hingehen sollte, hat mir meine Gastschwester aus Dänemark, die bereits seit einigen Monaten in der Gastfamilie gewohnt hat, bevor ich angekommen bin, die Schule von außen gezeigt. Weil meine Gastmutter arbeitet, meine spanischen Gastgeschwister schon lange nicht mehr in die Schule gehen und meine Gastschwester zu dem Zeitpunkt auf einer Schule in einem anderen Stadtteil war, konnte mich an meinem ersten Tag niemand zur Schule begleiten. Deswegen machte ich mich am Montagmorgen um kurz vor acht Uhr alleine auf den 7-Minuten-Weg zur Schule. Gelegen ist die Schule ruhig an der Kreuzung zweier Fußgängerzonen. Etwa fünf Minuten entfernt befindet sich ein großer Park und auch zwei weitere Schulen (eine Grundschule und eine deutsche Privatschule) befinden sich in Laufnähe.
Das Erdgeschoss der IES Miguel Servet besteht aus zwei Teilgebäuden, die über den ersten Stock verbunden sind. In einem Teil des Untergeschosses befinden sich Klassenräume der Oberstufe, in einem anderen das Sekretariat, Lehrerzimmer und ähnliches. Im ersten Stock sind weitere Klassenräume, Fachräume für Chemie und Physik und Computerräume. Im zweiten Stock war ich bisher noch nicht, dort befinden sich aber weitere Klassenräume.
In meiner Schule sind mehrere Jahrgänge untergebracht: die Oberstufe (bestehend aus zwei Jahrgängen mit jeweils vier Klassen), die Bachillerato genannt wird und die Mittelstufe (vier Jahrgänge mit ebenfalls mehreren Klassen pro Jahrgang), welche ESO (Educación Secundaria Obligatoria) genannt wird.
Da man in Spanien, wenn man das erste Mal in die Schule kommt, eine Versicherung zahlen muss (nur 1€ und ein paar Cent, ist mehr eine Formsache) und ich meinen Stundenplan brauchte, bin ich 15 Minuten vor Schulbeginn gekommen und habe einfach die erste Lehrerin angesprochen, die ich finden konnte. Das hat einiges an Überwindung gekostet, aber sie war total freundlich und hat wirklich versucht, mir weiter zu helfen. Weil sie aber leider kein Englisch spricht, habe ich mich auf Spanisch versucht und wir konnten uns zumindest so weit verständigen, dass sie mich an die nächste Person weitergab, die mich wiederum zur Schulleitung begleitete, wo ich dann auch meinen Stundenplan bekam. Danach hatte ich gleich meine erste Stunde Informatik, von der ich wirklich sehr wenig verstanden habe. Das ich nicht viel verstanden habe, war aber auch nicht weiter schlimm, weil mir alle total gerne geholfen haben und die Lehrer*innen (zumindest meistens) super viel Verständnis zeigen.
Insgesamt waren nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch alle meine Mitschüler*innen sehr offen und sind interessiert auf mich zugekommen, was mir den Einstieg ungemein erleichtert hat. In meiner Klasse habe ich gleich zwei Schülerinnen gefunden, mit denen ich mich gut verstehe und die auch gutes Englisch sprechen, wodurch die beiden als Vermittler agieren können, wenn es auf Spanisch sehr doll hakt (was es vor allem in den ersten Tagen alle fünf Minuten getan hat ;D).
Fast alle Lehrer waren ein bisschen überrascht von meinen dann doch eher mangelnden Spanischkenntnissen, geben sich aber Mühe, damit ich dem Unterricht zumindest teilweise folgen kann. Das klappt jetzt, ziemlich genau sechs Wochen später immer noch nicht hundertprozentig, aber es ist auf jeden Fall schon vieeel besser geworden. Außerdem war es für mich auch ein Teil der Herausforderung, meinen Hang zum Perfektionismus vor allem im Hinblick auf die Leistungen in der Schule zu überwinden. Insgesamt fühle ich mich jetzt schon viel wohler als in den ersten Tagen. Vor allem Informatik und Anatomie gefallen mir hier als Schulfächer sehr gut.
Mein erstes Lunch/Frühstück in der Schule habe ich mit einigen super netten Mädchen aus meiner Klasse verbracht, mit denen ich mich schnell angefreundet habe. Allgemein sind alle Schüler, auch aus den Parallelklassen super offen für neue Kontakte und es stört sie auch nicht, wenn ich fünf Mal nachfragen muss, wenn ich etwas nicht verstehe. Einige haben sogar ein paar deutsche Wörter nachgeguckt, damit sie etwas auf Deutsch zu mir sagen konnten. Das war auf jeden Fall sehr lustig. All das waren tolle Möglichkeiten, mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen und sie kennenzulernen und ich habe versucht, jede Chance zu nutzen.
Eine Sache, die mich in der Schule am Anfang sehr überrascht hat, war, dass trotz angepriesener bilingualer Bildung weder die Lehrer*innen noch viele Schüler*innen großartig viel Englisch sprechen. Schüler*innen mit einem höheren Englisch Level gehen meistens nachmittags in Sprachschulen, um das für manche Studiengänge notwendige Level zu erreichen, was für mich neu war. Aber auch daran habe ich mich relativ schnell gewöhnt. Insgesamt hat sich durch den Schulbesuch in den wenigen Wochen mein Spanisch schon ein bisschen verbessert, würde ich sagen. Es ist natürlich längst nicht perfekt, und obwohl ich in meiner deutschen Schule vier Jahre Spanisch-Unterricht hatte, habe ich noch einige größere Probleme beim Verständnis. Es ist halt doch etwas total anderes, ob man Schulspanisch hört oder das extrem schnell, von Muttersprachlern gesprochene Spanisch in Sevilla.
Trotz aller Schwierigkeiten, die ich besonders zu Beginn hatte, freue ich mich jetzt auf die verbliebene Zeit in der Schule, vor allem auf anstehende Klassenfahrten! Die erste Klassenfahrt (in ein Skigebiet) konnte ich leider nicht mitmachen, weil die schon zwei Wochen nach meiner Anreise stattgefunden hat und ich nicht genug Zeit hatte, alles mit der Anmeldung plus das Kaufen von Skiausrüstung bis dahin zu erledigen.
Insgesamt kann man natürlich nicht sagen, dass in der Schule immer alles so läuft, wie man sich das vorstellt, und es auf jeden Fall mehr als nur einen Moment gibt, in dem man kurz davor steht, seine Entscheidungen zu bereuen und doch lieber in der Schule in Deutschland sitzen will. Außerdem braucht es am Anfang echt viel Überwindung mit einer neuen Sprache auf Leute zuzugehen und teilweise ist es harte Arbeit an sich selbst, aber es ist auf jeden Fall wert, sich durch die ersten Wochen zu kämpfen und bald geht vieles wie von selbst.
Falls euch das Schulsystem in Spanien noch näher interessiert, könnt ihr ja mal in andere Berichte schnuppern, um euch ein Bild dazu machen. Oder ihr meldet euch einfach bei dem Team von Kulturwerke Deutschland, die helfen euch alle super gerne bei allen Fragen weiter!