Ich bin Finja, 16 Jahre alt und mache dieses Jahr ein Auslandsjahr in Brighton, England. Alles drumherum hat so viele Facetten und aufregende Details. Worum ich mir bei der Vorbereitung auf das Auslandsjahr wahrscheinlich die meisten Gedanken gemacht habe, ist mein Placement in einer Gastfamilie. Dass ich mich für Kulturwerke entschieden hatte, zahlte sich Im Nachhinein in diesem Aspekt sehr aus. Ich hatte von Anfang an im Vergleich mit anderen Organisationen immer ein sehr gutes Gefühl. Bei Kulturwerke fühle ich mich sehr gut aufgehoben und immer sehr gut betreut. Das Team beriet mich sehr persönlich und half mir zügig und zuverlässig mit allen Fragen und Sonstigem.
Beim Thema Gastfamilie hört man immer die schlimmsten Horrorszenarien. Auch bei meinen internationalen Mitschüler*innen die hier mit anderen Organisationen sind, habe ich schon einige Geschichten hören müssen, die dies leider bestätigen. Unfreundliche Gastfamilien und Streits, 5-Minuten-Timer in der Dusche, man dürfe selbstständig nicht die Küche benutzen, dreckige Haushalte, man werde wie Luft behandelt, usw. Nicht schön. Diese Angst konnte mir KWD aber sehr schnell nehmen. Dabei bin ich mir auch relativ sicher dass dies nicht nur ein Glücksgriff war, sondern auch sehr abhängig vom Platzierungssystem. Kulturwerke arbeitet mit der englischen Partnerorganisation Educatius zusammen, die die Gastfamilien in England verwalten. Educatius ist auch hier meine Anlaufstelle für jegliche Fragen und Probleme und sorgen auch vor der Anreise dafür, Konditionen von potentiellen Gastfamilien gründlich zu kontrollieren und diese auf Schüler*innen vorzubereiten.
Als ich dann meine Gastfamilie zugeteilt bekam und sie digital kennenlernen durfte, habe ich mich von Anfang an wohlgefühlt. Meine Gastmutter Tracie und ihr Mann Andrew wohnen in Hove, einem vorstädtischen Teil von der wunderschönen Metropole Brighton. Sie leben in einem geräumigen britischen Reihenhaus und haben zwei freie Räume für zwei Gastschüler*innen, die sie nun schon seit sieben Jahren aufnehmen. Diese freistehenden Räume haben sie, weil nun alle ihrer vier Kinder schon ausgezogen sind. Zwei von ihnen, Matthew und Chris, durfte ich auch schon kennenlernen, als sie von der Uni mal ihre Eltern besuchen kamen. Ich bin hier zusammen eingezogen mit meiner Gastschwester Zsófia aus Ungarn. Wir haben auch beide ein eigenes großes Zimmer und verstehen uns gut.
Auch das restliche Haus ist sehr schön. Mit einer tollen Lage, umgeben von Parks, Supermärkten und sehr gut angebunden ist es perfekt für junge Menschen. Das Haus ist groß und geräumig, eine helle Küche und ein gemütliches Wohnzimmer, in denen ich oft Zeit mit meinen Gasteltern verbringe.
Gerade mit meiner Gastmutter Tracie habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden. Sie ist Ende fünfzig und lustigerweise meiner Mutter verblüffend ähnlich. Da sie selber schon vier Kinder hatte und seit Jahren Gastschüler*innen aufnimmt, ist sie unglaublich gut darin, mit Jugendlichen umzugehen. Ich kann mit ihr über alles reden, fühle mich sehr ernstgenommen und verstanden. Wir haben sehr ähnliche Herangehensweisen an Probleme und Routinen, was sich immer wieder herausstellt wenn wir zum Beispiel beide am Wochenende unsere To-Do Liste abarbeiten und uns darüber austauschen ;) Auch so können wir uns gut unterhalten, da wir auch politisch sehr ähnliche Meinungen haben und oft Konversationen haben, die lange über das tägliche Esstisch-Gespräch hinausgehen. Sie lässt mich sehr wohl und zuhause fühlen, da ich wirklich mit ihr interagiere wie in einer sehr familiären Situation.
Allerdings arbeitet sowohl sie, als auch Andrew, mein Gastvater, Vollzeit und ich bin oft bis spät nachmittags in der Schule, wodurch wir uns gerade unter Woche meist am Esstisch das erste mal am Tag treffen. Morgens ist Andrew vor mir meist schon aus dem Haus und Tracie und meine Gastschwester schlafen noch, während ich mich mit dem Bus auf den Weg zur Schule oder ins Fitnessstudio mache. Wir haben alle sehr unterschiedliche Routinen, und obwohl meine Gastschwester und ich auf das gleiche College gehen, sehen wir uns sehr selten. Ich bin meist früher auf als sie, so gegen 6, und wir haben auch sehr unterschiedliche Stundenpläne. Alles hat sich bei uns vier so etabliert, dass wir sehr selbständig und unabhängig durch unsere Woche gehen, und das ist auch zu einer guten Routine geworden.
Dafür essen wir allerdings fast immer zusammen Abendessen. Typisch englisch, woran ich mich auch erst gewöhnen musste, essen wir sehr früh Abend. Sechs Uhr abends jeden Abend. Auch da sind meine Gasteltern sehr flexibel und verständnisvoll, wenn ich oder meine Gastschwester andere Pläne haben und deswegen nicht mitessen. Auch meine Gastfamilie hat sich dazu entschieden, eine Änderung in ihren gewöhnten Lifestyle aufzunehmen; dieses Jahr haben sie ganz bewusst zwei Vegetarierinnen als Gastschülerinnen aufgenommen. Sie wollten sich selbst eine kleine Herausforderung stellen, da sie ihren Fleischkonsum etwas zurücknehmen wollten und mehr Rezepte ausprobieren wollten. Sie geben sich wirklich viel Mühe. Jeden Abend kochen sie für uns alle ein warmes vegetarisches Gericht, und auch wirklich sehr gute. Am Esstisch tauschen wir uns dann über unseren Tag aus und unterhalten uns über tagespolitisches, etc. Die Stimmung ist immer sehr entspannt und inzwischen sehr familiär. Manchmal kochen auch ich oder Zsófia etwas deutsches oder ungarisches zum Abendessen, worüber sich alle immer sehr freuen. Ich backe auch leidenschaftlich gerne und im Gegensatz zu anderen Gastfamilien hat meine Gastfamilie (zum Glück) nichts dagegen, dass ich das in ihrer Küche tue. Oft, gerade wenn ich gestresst bin, stelle ich mich also für ein paar Stunden in die Küche und backe vor mich hin. Dies ist inzwischen schon zur Normalität geworden und meine Gasteltern freuen sich sehr, weil ich ihnen dann zum Abschluss immer eine große Portion zum Probieren vorsetze ;)
Nach dem Essen begeben sich meine Gasteltern mit auf die Couch um sich bei einer Serie oder einem Film zu entspannen. Wir können jederzeit dazukommen, dadurch kommt es dann an manchen zufälligen Tagen dazu, dass wir alle vier dann zum Beispiel den neuen Spiderman zusammen schauen. Ich genieße es sehr, dass die Stimmung immer so entspannt und ungezwungen ist. Dies sind unsere Rituale, „Familienabende“ oder ähnliches haben wir nicht, aber damit bin ich eigentlich sehr zufrieden. Meine Gastfamilie lässt uns sehr viele Freiheiten, unsere Freizeit selbstständig zu gestalten und Brighton zu erkunden. Sie respektieren unsere Privatsphäre und trotzdem fühlt man sich sehr gut umsorgt. Wir haben keine gemeinsamen Hobbys oder gehen am Wochenende zusammen raus und trotzdem verbringen wir viel schöne „Quality Time“ zusammen. Ich bin sehr froh über diesen Alltag, und auch dass ich viel „Me-Time“ habe in der ich Schule machen kann, ins Fitnessstudio gehe, mich mit Freund*innen treffen kann, uvm.
Wenn ihr euch auch für ein Auslandsjahr interessiert kann ich euch Kulturwerke sehr weiterempfehlen! Lest euch doch noch mehr Blogartikel durch oder bucht euch ein Beratungsgespräch, damit ihr euren Austausch planen könnt.