Ian erklärt das Schulsystem am Havant & South Downs Sixth Form College

Ian erklärt das Schulsystem am Havant & South Downs Sixth Form College

Hallo, ich bin Ian, 17 Jahre alt und verbringe gerade ein Auslandsjahr in Portsmouth an der Südküste Englands. Dieses Jahr hat mir die Organisation Kulturwerke Deutschland ermöglicht. Ich bin seit Anfang September hier und bleibe bis Juli 2022

In diesem Artikel möchte ich euch ein bisschen von meiner Schule und dem Schulsystem hier in England erzählen.

Ich besuche seit dem sechsten September diesen Jahres das Havant & South Downs Sixth Form College, kurz HSDC. Das College besteht aus drei Campus: Havant Campus, South Downs Campus und Alton Campus. Ich persönlich befinde mich ausschließlich auf dem Havant Campus. 

Da es sich um ein Sixth Form College handelt, sind die Schüler hier in der Regel zwischen 16 und 18 Jahre alt, was eine ganz andere Atmosphäre verursacht als an deutschen Schulen, an die ja meistens Kinder von 10 oder manchmal sogar 6 bis 18 Jahre gehen. Auch die Lehrer hier sind im Durchschnitt sehr jung, ich kenne das genaue Alter nicht, aber ich würde sagen alle meine Lehrer und auch die meiner Freunde sind nicht älter als 35, was am Anfang extrem komisch für mich war, da ich von meiner Schulzeit in Deutschland an eher ältere Lehrer gewohnt war.

Man kann hier drei bis vier A-Level Fächer wählen und die Auswahl ist zu groß, um sie hier rein zu schreiben. Es geht von Biologie, zu Mathe, zu Englische Literatur, zu Fremdsprachen wie Französisch, zu Psychologie, zu Kunst und noch vieles mehr. Wen es wirklich interessiert, der kann mal auf der Homepage nachschauen, einfach "HSDC Courses" bei Google eingeben und da sollte es auch direkt kommen. Ich habe mich für die Fächer Psychologie, Soziologie und Geographie entschieden. Außerdem habe ich noch zusätzlich zwei Stunden Englisch in der Woche, weil ich ein Austauschschüler bin und diese Stunden helfen sollen, mein Englisch zu verbessern und auch, um Aufgabenstellungen und so weiter besser zu verstehen, da diese schon sehr anders sind, als ich sie aus Deutschland gewohnt bin. Eine Schulstunde geht hier übrigens 90 Minuten, also doppelt so lang wie in Deutschland. Am Anfang, als ich das auf meinem Stundenplan gesehen habe dachte ich, dass das doch extrem anstrengend sein muss, aber ich finde es im Endeffekt sogar besser als 45 minuten, da man mehr schafft in den Stunden und nicht gefühlt schon wieder zusammenpackt fünf minuten nachdem man seine Sachen ausgepackt hat.

Zusätzlich zum normalen Unterricht hat man noch 30 bis 60 Minuten "Tutor" in der Woche. Tutor ist sowas wie dein Klassenlehrer und Tutorstunden sind sowas wie Klassenlehrerunterricht, in denen die verschiedensten Dinge besprochen werden, wie zum Beispiel generelle Schulverordnungen und die Konsequenzen, wenn man sich nicht an diese hält, aber auch zeitrelevante Themen wie zum Beispiel der Black History Month. Ich habe diese Tutorstunden immer Freitags für 60 Minuten. 

Was die Klassengröße im Vergleich zu Deutschland angeht, ist es nicht wirklich anders, in einer Klasse sind so zwischen 20 und 30 Schüler. Was allerdings sehr anders ist wie in Deutschland, ist wie Klassen hier generell funktionieren. Anders als zu Hause bin ich hier nicht in einer einzigen festen Klasse, sondern in 3 Klassen, in jedem Fach habe ich eine andere. Das liegt daran, dass jeder seine Fächer frei wählen kann und es unmöglich wäre, Klassen zu formen die alle dieselben Fächer haben. Deswegen hat man separate Klassen für jedes Fach, was ich, erneut, am Anfang komisch fand aber jetzt im endeffekt besser finde. Man hat auf diese Weise einfach mehr Abwechslung und der Unterricht fühlt sich interessanter an, wenn man nicht den ganzen Tag im gleichen Raum mit den gleichen Menschen sitzt.

Generell ist Schule hier sehr viel selbstständiger als in Deutschland. Man hat viel weniger Unterricht in der Schule, muss dafür aber sehr viel mehr selbständig zu Hause erarbeiten. Ich habe in der Woche zum Beispiel etwa 14,5 Stunden Präsenzunterricht, es wird allerdings von einem erwartet, dass man ungefähr nochmal so viel selbst erarbeitet mithilfe von Materialien, die uns die Lehrer über Google Classroom bereitstellen. 

Mein College hier ist um einiges moderner als meine alte Schule. Fast alles wird an Smartboards präsentiert und Hausaufgaben werden meistens digital gemacht, über Google Docs und dann online abgegeben über Google Classroom. Finde ich von Zeit zu Zeit etwas überfordernd, da ich das überhaupt nicht gewohnt bin und mich auch dementsprechend schlecht mit den ganzen Apps auskenne. Fühle mich wie so ein Opa, der nicht mit Technologie kann manchmal haha.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Schule hier in England um einiges entspannter ist als in Deutschland, da man weniger Unterricht hat und sehr vieles in seinem eigenen Tempo und auf seine eigene Art und Weise machen kann.

 

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