Hello, ich heiße Lea, bin 16 Jahre alt und bin im September 21 mit Kulturwerke Deutschland für zehn Monate nach England gegangen. Hier lebe ich jetzt mit meiner Gastmutter Sarah und meiner kleinen Gastschwester Georgia in Portsmouth und besuche das College. Mir bleiben noch etwas mehr als zwei Monate mit den beiden und dann muss ich schon wieder abreisen.
Heute erzähle ich euch etwas mehr über das englische College, meinen Stundenplan und wie mein Unterricht hier so aussieht. Viel Spaß beim Lesen!
Ich wäre jetzt in Deutschland in der elften Klasse und somit in der Oberstufe, wo ich mein Abi machen würde. Das englische Äquivalent zum Abi sind die A Levels für die es hier extra Schulen gibt, die man Colleges nennt. Die A-Levels macht man hier allerdings nur in drei, maximal vier Fächern, die aber dadurch etwas intensiver unterrichtet werden. Wie oft man diese Fächer dann in der Woche hat und wie lang die Stunden an sich sind, hängt allerdings vom College ab.
Bei mir am Portsmouth College ist es so, dass jeder Tag in eine Morgenstunde und eine Nachmittagsstunde unterteilt wird, die dann beide 2,5h lang sind. Davon sind 20 Minuten Pause. Auch zwischen den zwei Stunden haben wir eine 45 Minuten Mittagspause.
Um ehrlich zu sein fand ich die langen Schulstunden am Anfang etwas anstrengend, weil man sich so lange auf eine Sache konzentrieren muss, was ich ja aus Deutschland gar nicht gewohnt war, aber nach ein paar Wochen hatte ich mich schon daran angepasst.
Man hat jedes seiner Fächer zweimal die Woche und es wird offiziell erwartet, dass man für die A-Level Kurse jeweils fünf bis sechs Stunden seiner Freizeit verwendet, um für die Fächer zu lernen. Allerdings gibt es auch sogenannte “Course-work-based-classes” für die man außerhalb der Schule gar nichts machen muss und die meisten Lehrer geben einem nie so viel Arbeit, dass man überhaupt eine Stunde pro Woche lernen müsste.
Ich persönlich habe vier Fächer, weshalb ich zwei halbe Tage und drei ganze Tage Schule habe aber eigentlich hat man nur drei Fächer, wodurch es auch sein kann, dass man nur vier Tage die Woche in die Schule muss.
Die Schule fängt an meinem College um 09:55 Uhr an, was selbst hier in England ziemlich spät ist, und endet um 16:00 Uhr. Außerhalb der normalen Kurse, die das College anbietet, gibt es auch noch eine riesige Auswahl an AGs, die an meinem College “E6 programs” genannt werden, wie zum Beispiel Business, Umwelt aber auch verschiedene Sportarten und Kunst AGs.
Meine Fächer hier sind “English language” und “German” als A Levels und außerdem habe ich noch “Gym Instructor” als Level 2 Kurs, der coursework-based ist, und Criminology. Ich konnte meine Fächer zwar schon in Deutschland wählen, aber habe im Endeffekt nur Criminology von dieser Auswahl behalten.
Mein eigentlich Plan war nur drei Fächer zu nehmen und zwar Criminology, Media Journalism und Französisch. Französisch ist aber leider nicht zustande gekommen, weshalb ich anstelle davon dann English language gewählt habe.
Nach etwa zwei Monaten hatten wir dann nochmal die Chance umzuwählen. Da ich Media Journalism langweilig fand, habe ich das mit Gym Instructor ausgetauscht, wo ich jetzt eine Ausbildung zum Personal Trainer mache, die auch in Deutschland anerkannt ist. Da das aber nur ein Level 2 Kurs ist, musste ich noch ein viertes Fach wählen und damit ich nicht mein ganzes Auslandsjahr mit Lernen verbringe, habe ich mich der Einfachheit halber für Deutsch entschieden.
English Language habe ich gewählt, um Englisch besser zu lernen, obwohl der Kurs dafür vermutlich eher nicht so gut geeignet ist. Ich mag English language aber trotzdem sehr gerne, weil wir über die Manipulation in Texten sprechen, Theorien, die dafür angewendet werden aber auch über Kindersprache und wie Kinder sprechen lernen, was alles relativ interessant ist und meiner Meinung nach aufjedenfall interessanter als der Deutschunterricht, den wir in Deutschland haben.
Criminology habe ich gewählt, weil ich schon in Deutschland stundenlang True-crime Podcasts gehört habe und ich das Thema einfach sehr spannend finde, warum Leute bestimmte Taten begehen. Hier sprechen wir zum Beispiel über die verschiedenen Arten von Kriminalität aber auch über biologische und soziologische Gründe für Kriminalität. Es gibt auch das Fach “Law”, was aber schon eher einem Jura-Studium entspricht und ich nicht die ganzen Gesetze auswendig lernen wollte.
Gym Instructor habe ich gewählt, weil ich mir vorstellen könnte sowas in Zukunft auch zu machen und es mir persönlich einfach Spaß macht. Hier haben wir sowohl praktischen als auch theoretischen Unterricht. Im Theoretischen lernen wir zum Beispiel über Anatomie, wie man einen Trainingsplan schreibt, Krankheiten und worauf man als Personal Trainer zu achten hat. Im praktischen Teil trainieren wir zusammen oder haben Klienten mit denen wir trainieren, um zu lernen, wie man mit Kunden umgeht.
Ich hatte das Glück, dass ich mir meine Kurse frei aussuchen konnte aber das hängt von der Schule im Heimatland ab. Ein paar Leute haben Vorgaben von ihren Schulen, welche Fächer sie hier belegen müssen, andere können ihre Fächer zwar frei wählen, müssen dann aber ein Jahr zuhause wiederholen, andere machen ihre A-Levels hier komplett und gehen gar nicht mehr zurück nach Hause, weshalb sie wählen können, was sie wollen (Achtung: Ein A-Level Abschluss reicht nicht um in Deutschland an einer Universität zu studieren) und ich habe Glück und kann in Deutschland einfach ein Jahr überspringen.
An sich ist das Kursangebot in England aber deutlich größer als in Deutschland. Es gibt natürlich auch die klassischen Fächer, die wir haben aber man kann zum Beispiel auch Psychologie, Fotografie, Architektur, Polizei oder Tanz als Fach wählen. Du kannst über die griechische Mythologie lernen, Literatur oder auch Elite-Fußball. Außerdem gibt es auch noch die E6 Kurse, die man in der Freizeit belegen kann, wenn man noch mehr ausprobieren möchte.
Ich persönlich finde, dass das für ein Jahr eine super Gelegenheit ist, sich bestimmte Fächer mal genauer anzuschauen. Da diese hier in England viel spezifischer sind, glaube ich, dass man eher herausfinden kann, ob man mit diesen Themengebieten wirklich ein ganzes Leben arbeiten will.
Der Unterricht hier ist auf jeden Fall deutlich intensiver als in Deutschland aufgrund der Länge der Stunden. Allerdings muss man sich ja auch nur auf drei Fächer konzentrieren, weshalb das kein Problem ist und vermutlich einen Ticken einfacher als das deutsche Schulsystem.
Mit den Lehrern geht man eher auf Augenhöhe um als in Deutschland, was man daran merkt, dass man sie beim Vornamen ansprechen kann, in den Kursen sind immer etwa zwischen 15 und 25 Schüler und der ganze Unterricht ist digitaler gestaltet als in Deutschland. Es gibt in jeder Klasse ein Whiteboard und einen Beamer. Man darf mit seinen IPads, Laptops und Handys arbeiten und die Schule hat auch in jeder Klasse Laptops für Schüler bereitgestellt. Außerdem hat jeder Schüler ein eigenes Google Profil von der Schule angelegt bekommen, um dort Emails von der Schule zu bekommen und damit jeder Schüler Zugang zu Google classroom hat, womit unser Unterricht gestaltet wird. Dort wird unser ganzes Arbeitsmaterial hochgeladen, wir geben dort unsere Hausaufgaben ab und die Lehrer können uns darüber schreiben. Man bekommt von der Schule auch noch andere Materialien kostenlos wie zum Beispiel Schulbücher, Papier, Stifte, Blöcke und Hygieneartikel und es gibt viele Angestellte am College, die uns Schülern helfen die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen. Dazu zählt unter anderem das “Focus” Team, dass dir hilft dich auf Examen vorzubereiten, die extra Zeit für Examen organisiert, wenn du sie brauchst und vieles mehr.
Alles in Allem ist es ziemlich cool hier am College zu lernen, auch wenn natürlich alles seine Vor- und Nachteile hat. Es ist interessant ein anderes Schulsystem kennenzulernen und dieses hier bietet auch Austauschschülern viele Möglichkeiten selbst wenn man nur ein Jahr da ist.
Ich hoffe euch hat der kleine Einblick gefallen. Wenn ihr noch mehr darüber wissen wollt, wie das Leben als Austauschschüler aussieht, dann schaut euch doch auch noch die anderen Socialmedia Kanäle von Kulturwerke Deutschland an oder aber ihr meldet euch zu einem unverbindlichen Beratungsgespräch bei Kulturwerke und lasst euch da genauer beraten.
Lea