Sehr geehrte LeserInnen, herzlich willkommen zu meinem Blogartikel über mein Leben in einer Gastfamilie als Austauschschülerin in Kanada. Ich bin 16 Jahre alt und seit 7 Monaten in der Hauptstadt Ottawa.
Anfang Oktober bin ich zu meiner Gastmutter Maria gezogen, wo ich und meine Gastschwester in den Zimmern ihrer bereits ausgezogenen Kinder wohnen.
Maria nimmt seit über 10 Jahren Gastschüler auf, da sie genug Platz hat und es liebt andere Kulturen kennenzulernen und ihnen ein zuhause zu bieten. Ihre Tochter und ihr Sohn leben mit deren Familien ebenfalls in Ottawa. Vor allem zu der Familie ihrer Tochter haben wir engen Kontakt, weil zwei ihrer drei Kinder jeden morgen vor der Schule zum Frühstück bei uns sind und auch nach der Schule passt Maria auf ihre Enkel auf. Diese sind zwischen 4 und 12 jahren alt.
Anfangs hatte ich bedenken dass ich sehr einsam dort wäre da Maria allein lebt und ich aus einer sehr großen Familie komme, jedoch hat Maria mich so herzlich aufgenommen, dass ich sie direkt in mein Herz geschlossen habe. Ich glaube ich kenne keinen selbstloseren Menschen als sie und das mag jetzt wie eine Übertreibung klingen, aber das ist es nicht wenn man bedenkt dass sie von morgens bis abends sich um uns kümmert, um sicher zu gehen dass es uns gut geht. Es fängt morgens an, wenn sie schon das Frühstück zubereitet hat und unser Mittagessen für die Schule, da wir bis Nachmittags zur Schule gehen. Während meine Gastschwester und ich in der Schule sind, macht sie unsere Wäsche, bezieht die Betten und saugt.
Als ich nach Kanada zog, erwartete ich selbstständiger zu werden, lernen wie man Wäsche wäscht und mehr auf mich selbst gestellt zu sein als zu Hause. Marias Eltern kommen aus Italien und dementsprechend gut kocht sie. Helfen lässt sie sich nur bei den Einkäufen und dem Geschirrspüler.
Die einzigen “Regeln” die ich habe ist bescheid zu geben ob ich zum Abendbrot zuhause bin, wo ich bin und wann ich nach Hause komme und dass keine Probleme in der Schule bestehen, also die selbstverständlichen Regeln, die ich auch in meinem Heimatland habe.
Neben all dem ist sie immer für uns da, merkt sofort wenn etwas nicht stimmt und fragt was los ist.
Feste wie Thanksgiving, Weihnachten und Geburtstage feiern wir zusammen mit beiden Familien ihrer Kinder. Außerdem hat Maria auch für meine Freunde und mich eine “Lasagne Party” gemacht, da sie den italienischen Gastschülern eine Freude bereiten wollte. Sobald Maria mitbekommt dass einer meiner Freunde Probleme zu Hause hat wird die Person zu uns zum Essen eingeladen. So kam es dass mein bester Freund aus Korea einmal die Woche mit uns Abendbrot aß.
Im Winter bevorzugt sie es drinne zu bleiben, dafür hat die Familie ihrer Tochter mich zu vielen Outdoor Aktivitäten mitgenommen wie Skifahren, Tubing (Schlittenfahren) oder auch einen Tagesausflug nach Montreal. So kam es dass meine Gastschwester und ich mit 7 Kindern und den Eltern mit zwei Autos nach Montreal gefahren sind, wo wir in einer Biosphäre waren und zum Pizza essen eingeladen wurden. An Einsamkeit ist dabei nicht zu denken.
In einem Auslandsjahr gibt es meiner Meinung nach nichts wichtigeres als die passende Gastfamilie in der man sich wirklich zu Hause fühlt und das habe ich bei Maria gefunden. Ich habe die Schwester die ich mir immer gewünscht habe, dadurch eine Freundin in Japan, eine weitere in Italien, aber vor allem fühle ich mich wie ein Teil der Familie.
6000 km weit weg von zuhause habe ich ein zweites zuhause gefunden und eine Familie zu der ich immer wieder zurückkommen kann. Da meine Zeit hier sich langsam dem Ende neigt und mein Auslandsjahr vorbei sein wird, macht es mich sehr glücklich zu wissen, dass ich diese Erinnerungen und Kontakte für immer haben werde, denn Maria hat mit allen ihrer ehemaligen Gastschüler noch Kontakt.
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