Hey, ich bin Marie, 17 Jahre alt und lebe jetzt schon seit über einem Monat in Spanien, in Madrid bei meiner Gastfamilie. In der Zeit, in der ich jetzt schon hier bin, sind mir so einige Unterschiede zu Deutschland aufgefallen, von denen ich euch hier berichten möchte.
Der erste große Unterschied ist mir sogar direkt an meinem ersten Tag hier aufgefallen. Und zwar sind das die Essenszeiten. Ich wusste schon vorher, dass diese im Gegensatz zu Deutschland so um die 2-3 Stunden nach hinten verschoben sind und so habe ich das dann hier auch wirklich erlebt. Hier wird normalerweise nämlich erst so gegen 21-22 Uhr Abendbrot gegessen und Mittagessen gibt es zwischen 14 und 16 Uhr. Gefrühstückt wird hier wie in Deutschland auch vor der Schule und dann gibt es nochmal einen kleinen Snack während der Schulzeit und auch zwischen Mittag und Abendbrot snacken die Leute gerne nochmal, was hier Merienda genannt wird. Ein beliebter Snack in Spanien sind Bocadillos (belegte Baguettebrote). Meistens essen wir hier auch zweimal am Tag warm. Und dann gibt es natürlich oft typisch spanische Gerichte wie z.B. Paella oder Tortilla. Was mir zum Thema Essen noch aufgefallen ist, ist, dass hier wirklich sehr viel Fleisch und Fisch gegessen wird.
Ein weiterer Unterschied ist natürlich das Klima. Wir hatten hier im Oktober jetzt noch teilweise bis zu 30 Grad (was im Vergleich zu den vergangenen Jahren aber tatsächlich sogar für Spanien noch ziemlich viel ist) und es regnet hier auch vergleichsweise eher wenig. Im Winter wird es hier dann natürlich aber auch noch kälter, wobei es aber insgesamt wärmer bleibt als in Deutschland. Das Klima ist auf jeden Fall aber einer der Unterschiede, auf den ich mich sehr gefreut habe.
Aber das sind noch lange nicht alle Unterschiede. Zum Beispiel ist auch die Art der Spanier:innen anders als die deutsche Art. Mir ist hier aufgefallen, dass die Menschen ein wenig gelassener sind. Auch die Pünktlichkeit wird hier nicht ganz so ernst genommen, aber da komme ich gleich nochmal drauf zurück. Spanier:innen reden auch total gerne und viel und das öfters auch mal ziemlich laut. Dazu kommt noch, dass hier meistens ziemlich schnell und auch durcheinander gesprochen wird, was es für mich manchmal echt schwierig macht, den Gesprächen zu folgen. Mir gefällt aber die Atmosphäre des Zusammenlebens echt gut hier in Spanien. Es wird viel gelacht und jeder wird herzlich aufgenommen. Außerdem haben die Leute hier sehr viel Körperkontakt. Zur Begrüßung von Familie oder Freunden ist es üblich, sich links und rechts ein Küsschen auf die Wange zu geben. Wenn man sich dann in Spanien verabschiedet, hört man sehr oft „Hasta luego“, was so viel wie „Bis später“ bedeutet. Das sollte man aber nicht zu wortwörtlich nehmen, denn hier sagt man das zu allem und jedem, auch wenn man sich vielleicht nie wiedersieht.
Einen großen Teil meines Lebens hier in Spanien macht die Schule aus. Ich gehe hier auf eine spanische öffentliche Schule und auch diese unterscheidet sich in so einigen Aspekten von den Schulen in Deutschland. Zum Beispiel ist mein Stundenplan hier ganz anders. Die Schule beginnt morgens nämlich erst um 8:20 Uhr und endet schon um 14:20 Uhr. Für meine Fächer konnte ich hier zwischen verschiedene Zweigen wählen und habe mich für den naturwissenschaftlichen Zweig entschieden, weshalb ich hier jetzt Fächer wie Chemie, Physik, Technologie oder technisches Zeichen habe. Aber zum Beispiel auch die Art des Unterrichtens ist hier ein bisschen anders. Und zwar besteht die Schulstunde, die hier jeweils 55 Minuten dauert, meistens daraus, dass die Lehrer reden. Sich zu melden, um Fragen zu beantworten, kommt hier eher selten vor. Denn hier zählt die mündliche Mitarbeit auch nur so ca. 20 % für die Endnote und die Arbeiten machen dementsprechend die anderen 80 % aus. Meistens gibt es auch so um die 2-3 Arbeiten pro Fach pro Trimester. Und da ist auch schon der nächste große Unterschied. Die Schuljahre sind hier nämlich in Trimester aufgeteilt und am Ende jedes Trimester erhält man auch ein Zeugnis. Eine andere Sache, die mich hier in der Schule überrascht hat, ist, dass die Schüler die Lehrer mit ihrem Vornamen oder mit „Profe“ ansprechen, was übersetzt so viel wie „Lehrer:in“ bedeutet. Und um nochmal auf die Pünktlichkeit zurückzukommen, ist mir hier aufgefallen, dass diese auch in der Schule nicht so strenggenommen wird. Wenn die Schule um 8:20 Uhr beginnt, kommen einige Lehrer erst um 8:25 und die letzten Schüler um 8:30. Und eine Sache, die mich an meiner Schule noch positiv überrascht hat, sind die Übergänge zwischen den Fächern. Hier klingelt es nämlich nicht wie in Deutschland mit einem Gong, sondern es läuft Musik zwischen den Fächern und auch zu Schulbeginn und Schulschluss.
Und zum Schluss erzähle ich euch noch darüber, wie ich Spaniens berühmte Siesta hier erlebt habe, denn das ist definitiv auch ein deutlicher Unterschied zu Deutschland. Ich habe mich schon vorher gefragt, ob die Spanier:innen hier wirklich Siesta machen und jetzt kann ich nach meinen Erfahrungen sagen: Es kommt darauf an, also eher ja, aber nicht so wie man sich das vorstellt. Unter der Woche bekomme ich das nicht so richtig mit, da meine Gastfamilie erst später von der Arbeit nach Hause kommt, aber am Wochenende ist es bei uns so, dass wir uns nach dem Mittagessen also so gegen 15 Uhr für so um die 2 Stunden ausruhen. Das bedeutet aber nicht, dass man hier dann wirklich jedes Mal ins Bett geht, um zu schlafen. Vielmehr ist es hier bei uns so, dass wir uns dann alle vor den Fernseher setzen und einen Film einschalten. Meine Gastfamilie schläft dann oft währenddessen ein. In der Stadt haben zu dieser Zeit auch einige Läden geschlossen und es sind insgesamt weniger Menschen draußen.
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Blogartikel ein paar Einblicke in mein Leben in Spanien und in die Unterschiede zu Deutschland geben. Natürlich sind das noch lange nicht alle Unterschiede, aber sonst würde der Artikel hier zu lang werden. Wenn euer Interesse jetzt geweckt ist, könnt ihr euch hier gerne noch viele weitere Artikel durchlesen und ihr findet Kulturwerke Deutschland zum Beispiel auch auf YouTube, Insta oder TikTok.
Bis zum nächsten Mal!