Heyyyy, ich bin Lina, 16 Jahre alt und komme aus der Nähe von Frankfurt a.M. Zurzeit verbringe ich mein Auslandsjahr im Comox Valley auf Vancouver Island, Kanada und besuche dort die Georges P. Vanier Secondary School in Courtenay. Ich bin mittlerweile seit fast sechs Monaten hier und mir sind einige Unterschiede zwischen Kanada und Deutschland aufgefallen, die ich gerne mit euch teilen würde. Viel Spaß beim Lesen!
Zuallererst ist mir direkt schon aufgefallen, dass Schule und Sport viel, viel näher beieinander liegen als in Deutschland. In Deutschland gehe ich normalerweise zur Schule, bin gegen 16:00 Uhr oder 16:30 Uhr zu Hause und habe dann abends jeden Tag von 18:00 Uhr bis 22:00 Uhr Training. Hier haben viele direkt nach der Schule oder auch schon vor der Schule Training mit dem Schulteam. Meine deutsche Schule hat z.B. gar keine Schulteams und auch sowas wie Tryouts für bestimmte Sportarten kannte ich vorher gar nicht.
Sport hat hier in Kanada, obwohl ich auf dem Land lebe einen viel höheren Stellenwert als in dem Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin. Viele meiner deutschen Freunde machen gar keinen oder nur sehr wenig Sport, aber hier haben alle meine Freunde mindestens 1-2, wenn nicht sogar 3 verschiedene Sportarten. Außerdem sind die Sportarten hier nur saisonal. Das heißt, dass man z.B. von September-November nur Volleyball, von Dezember-Februar nur Basketball und von März-Juni dann nur Rugby spielt.
Nachdem ich einige Wochen hier war und auch mal mit dem Bus fahren wollte ist mir außerdem aufgefallen, dass der Public Transport hier unfassbar schlecht ist (wahrscheinlich in Städten besser). Zu mir nach Hause kommt man mit dem Bus gar nicht. Es gibt zwar einen Bus, der den Highway hoch nach Campbell River fährt, aber man müsste trotzdem noch 4-5 km zu Fuß gehen. Ich war es aus Deutschland gewohnt, mit Bus und Bahn so ziemlich überall hinzukommen, ohne jedes Mal von meinen Eltern gefahren zu werden. Am Anfang hab ich mich damit auch echt schwergetan, allerdings werde ich eigentlich immer überall hingefahren, sobald ich irgendetwas nach der Schule oder am Abend machen möchte.
Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist für mich die Uhrzeit, zu der die Kanadier zu Abend essen. Normalerweise ist das nämlich schon zwischen 17 und 18 Uhr. Mich hat das anfangs auch sehr irritiert, weil ich vorher immer erst sehr spät abends gegessen habe und wir am Wochenende auch nie vor 20:45 Uhr zusammen gegessen haben.
Nicht nur die Essenszeiten, sondern auch die Lebensmittel an sich und das Einkaufen ist hier etwas anders. Ich persönlich finde, dass viele Leute hier nicht so dolle auf ihre Ernährung achten und eher zuckerhaltige und fettige Lebensmittel konsumieren. Ich kenne tatsächlich ziemlich viele Austauschschüler, deren Familie eher dazu tendiert ungesünder zu essen, als man es in Deutschland wahrscheinlich tun würde.
Die meisten kaufen hier bei Costco ein, einem Laden den man mit der deutschen Metro vergleichen kann. Als Beispiel nutze ich immer gerne Verpackungen von Müsliriegeln, denn eine normale Packung Cornys, die man in jedem deutschen Einkaufsladen findet, enthält 5 Müsliriegel. Eine normal große Packung hier enthält circa 64 Müsliriegel.
In Deutschland nutze ich vor allem WhatsApp, um mit meinen Freunden außerhalb des Sports und der Schule in Kontakt zu bleiben. Kanadier benutzen WhatsApp kaum oder sogar gar nicht, sondern regeln alles auf Snapchat. Konversationen, Anrufe, etc. alles läuft mittlerweile über Snapchat oder iMessage, weil sowieso so gut wie jeder ein iPhone besitzt. Es wird auch total viel gesnapt also irgendein random Foto wird verschickt und der andere schickt direkt eins zurück. Das geht bei manchen den ganzen Tag über so und kann meiner Meinung nach wirklich anstrengend sein.
Das Leben hier ist für mich gar nicht so unterschiedlich zu dem in Deutschland, außer die Sache mit dem Sport, aber ansonsten konnte ich mich sehr schnell gut einleben. Courtenay finde ich allerdings sehr überbewertet. Natürlich ist das Comox Valley sehr schön, aber hier ist nichts los also kein Shopping, wenige Restaurants, etc.
Wenn man kein Auto hat ist man größtenteils auch eher arm dran und auf die Eltern angewiesen, die einen dann fahren müssen. Außerdem lebt man teilweise wirklich „In the middle of nowhere“. Das sind so ziemlich die Sachen, die mich am meisten stören. Natürlich genieße ich meine Zeit hier sehr und habe in meiner Gastfamilie eine zweite Familie und einen Ort gefunden, den ich auch zu Hause nennen kann, aber wüsste nicht, ob ich mich nochmal für das Comox Valley entscheiden würde. Trotzdem vermisse ich außer meiner Freunde und die Freiheit einfach mal so in einem Doppel Freistundenblock in die Stadt zu fahren schon sehr und freue mich auch darauf, wenn wir endlich wieder nach Vancouver oder Victoria fahren, weil es schon einige Vorteile hat, näher als 3 ½ Stunden von einer „größeren“ Stadt entfernt zu sein. (Nanaimo nicht einberechnet, weil es nicht sooo groß ist)
Ich hoffe, ihr konntet euch ein kleines Bild von dem Landleben in Kanada, beziehungsweise auf Vancouver Island machen und hattet Spaß beim lesen.🤩😜
PS: Wenn du auch über einen Auslandsaufenthalt in Kanada nachdenkst, melde dich doch einfach bei Kulturwerke Deutschland oder schau dich doch mal auf der Website oder den Social Media Kanälen um. Alles andere läuft dann wie von selbst.😇😘