Hi Leute,
Ich bin Pia, bin 16 Jahre alt und verbringe gerade zusammen mit der Organisation Kulturwerke Deutschland 5 Monate in Kanada, genauer gesagt in Victoria auf Vancouver Island. In diesem Artikel möchte ich euch von den Gründen, die mich schlussendlich überzeugt haben, ins Ausland zu gehen, berichten. Unter anderem geht es um die Fragen, weshalb gerade das Land Kanada oder auch warum erst im zweiten Semester für „nur“ 5 Monate. Nun aber erstmal viel Spaß beim Lesen!
Die Überlegungen, einmal als Schülerin im Ausland zu leben, dort die Kultur kennenzulernen und auch das Schulleben an einer typischen High School hautnah mitzuerleben, beschäftigt mich schon länger. Nicht nur durch beispielsweise meine große Schwester, die selbst mal mit dem Gedanken gespielt hat, es jedoch aufgrund der zu dieser Zeit herrschenden Gesundheitssituation (noch) nicht in die Tat umsetzen konnte, sondern auch durch die vielen Erzählungen von Bekannten und Freunden, die selbst mal einige Zeit im Ausland verbracht hatten. Gerade durch die sozialen Medien bekommt man meiner Meinung nach sowieso immer häufiger etwas von Austauschschülern auf der ganzen Welt mit. Doch egal was ich mitbekommen habe, ich habe dabei immer dasselbe gedacht: „Das machen eher meine Freunde, ich könnte sowas nicht.“
An diesem Gedanken hat sich zunächst auch nichts geändert, bis meine Freundin mir von ihren Plänen, für 10 Monate nach Amerika zu gehen, erzählt hat. Das ist jetzt schon über anderthalb Jahre her und noch am Abend darauf haben mich meine Eltern gefragt, was ich denn von der Idee halten würde. Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann das erste Mal ernsthaft darüber nachgedacht und was soll ich sagen; wirklich Aspekte, die auf irgendeine Art und Weise dagegen sprechen könnten, habe ich nicht gefunden. Es gab jedoch einen Punkt, der mir sehr wichtig war, und zwar der, dass ich nicht das verpasste Schuljahr wiederholen möchte. Daher stand schon von Anfang an fest, sollte ich den Entschluss fassen, ins Ausland zu gehen, dann höchstes für 3 - 5 Monate. Klar, man kann bestimmt auch ein komplettes Schuljahr im Ausland verbringen und danach trotzdem in seine alte Stufe zurückkehren. Ich wollte aber lieber nichts „riskieren“, da das amerikanische sowie auch kanadische Schulsystem nicht gerade für ein anspruchsvolles Bildungsniveau bekannt ist und man ja auch schon in 5 Monaten viel an Unterrichtsstoff verpasst. Natürlich kann und sollte auch jeder für sich selbst entscheiden, welche Option die Richtige für einen ist.
Ich kann jetzt nur aus meinen Erfahrungen sprechen, doch ich muss sagen, dass 5 Monate für mich persönlich die beste Entscheidung waren. Auch wenn ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe, nur für 3 Monate nach Kanada zu gehen, bin ich schlussendlich froh, mich dagegen entschieden zu haben. Dieselbe Meinung habe ich jedoch auch in Bezug auf ein ganzes Schuljahr im Ausland. Anders als wie so oft in den sozialen Medien präsentiert, läuft nämlich nicht immer alles perfekt und auch bei mir gibt es einige Dinge, die nicht gut liefen und auch weiterhin ganz und gar nicht den Vorstellungen eines jeden Austauschschülers entsprechen. Gleichzeitig kann ich euch aber auch mitgeben, dass 3 Monate womöglich zu kurz sind, ich persönlich hatte mich wirklich erst nach diesen drei Monaten so richtig eingelebt und war „angekommen“, davor hatte man immer wieder das Gefühl, in einem Film zu leben und konnte es irgendwie nicht wirklich realisieren, dass es sich beim Erlebten tatsächlich um Realität handelte. Dennoch reichen 3 Monate sicherlich aus, um einen kleinen Einblick in das Leben im Ausland zu bekommen.
Ein weiterer Grund, warum ich mir von Beginn an nicht vorstellen konnte, mich für ein ganzes Jahr zu entscheiden, war das Thema „Heimweh“. Viele werden vielleicht sagen: „Ach, ich bin doch schon alt genug, ich bekomme kein Heimweh mehr“. Ich kann jedoch sagen, auch wenn man zuvor davon überzeugt war, nicht allzu viel Heimweh zu haben, gibt es immer wieder Momente, in denen man selbst vielleicht mal weniger zu tun hat und an zuhause denken muss. Besonders wenn nicht alles so nach Plan läuft, wie beispielsweise in meinem Fall, fallen einem diese Momente möglicherweise noch mal schwerer. Mittlerweile kann ich mir nach vier Monaten zwar irgendwie gar nicht mehr wirklich vorstellen, bald wieder nach Hause fliegen zu müssen und will es eigentlich auch gar nicht, anderseits freue ich mich auch gleichzeitig sehr auf meine Familie und Freunde.
Kommen wir nun aber zu den Gründen, warum ich dann endgültig ins Ausland gehen wollte. Ich gehöre schon immer zu der Art von Person, die trotz akzeptablen Noten in Englisch in der Schule immer total unsicher war, auch im echten Leben auch nur den kürzesten Satz auf Englisch auszusprechen. Ganz egal, ob im Urlaub, im Restaurant, beim Essen bestellen, ja selbst im Unterricht musste ich mir immer zunächst erstmal lange Gedanken darüber machen, was ich wenig später sagen wollte. Kam es anschließend zu ungeplanten und spontanen Situationen wie beispielsweise Rückfragen des Lehrers, so bekam ich schnell Panik, auch wenn ich im Endeffekt immer relativ souverän damit umgehen konnte.
Meine große Hoffnung an meine Zeit im Ausland war somit, einfach sicherer in Bezug auf dem Umgang mit der Sprache zu werden, wenn ihr versteht, was ich meine. Immerhin wäre ich im Ausland quasi „gezwungen“ Englisch zu sprechen, anders kommt man schließlich nicht wirklich weit. Solltet ihr die gleiche Einstellung wie ich haben, so kann ich euch auf jeden Fall eine Sache versprechen. Die Hoffnung, dass sich mein Englisch jetzt unbedingt verbessern würde, kann ich nicht zu hundert Prozent bestätigen, doch es fällt mir definitiv leichter, spontaner und ohne viel Überlegungen frei zu sprechen, ganz egal ob mit anderen Internationals oder mit Kanadiern. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel man dann doch schon sagen und formulieren kann, und das ganz ohne Probleme. Oftmals ist es den Kanadiern zunächst sogar gar nicht aufgefallen, dass Englisch überhaupt nicht meine Muttersprache ist. Ich sage es mal so, da scheinen sich neun Jahre Englisch-Unterricht anscheinend gelohnt zu haben ;)
Und wie gesagt, ich eher davon ausgegangen, Schwierigkeiten bei der Kommunikation zu haben, also solltet ihr euch definitiv keine Sorgen darüber machen müssen. Denn generell, schulisch gesehen, wird in Deutschland und auch anderen europäischen Ländern auf einem ganz anderen Niveau unterrichtet. Ich würde beispielsweise momentan in die 10. Klasse gehen, bin in Kanada jedoch hauptsächlich in Stufe 11 und 12, wobei es sich dann trotzdem immer noch um Wiederholung des Unterrichtsstoffes handelt.
Natürlich gab es aber noch weitere Gründe für meine Entscheidung. Ich fand nämlich schon immer die Vorstellung, einmal in einem anderen Land wirklich für einen längeren Zeitraum zu „leben“ und nicht nur im Urlaub zu sein, total spannend und unvorstellbar. Ich bin mir sicher, ich kann behaupten, dass jeder von uns schon einmal in seinem Leben einen amerikanischen High School Film gesehen hat und sich dabei vorgestellt hat, wie es wäre, würde man all diese Dinge selbst erleben. Natürlich läuft nicht alles so wie in den ganzen Filmen dargestellt, ich würde dennoch sagen, dass sich viel auch in der Realität wiederfinden lässt.
Aber nicht nur den Traum vom Leben im Ausland habe ich mir erfüllen können, sondern auch die Möglichkeit, einmal eine ganz andere Kultur kennenzulernen und das Leben einer „typisch kanadischen Familie“ mitzuerleben. Bezüglich dessen stellt sich sicherlich auch die Frage, warum gerade Kanada und warum die Stadt Victoria. Ich sage es mal so, besonders meine Mutter hatte Einfluss auf mich bei meiner Entscheidung, dies aber natürlich im positiven Sinne. Zunächst wollte ich nämlich nach Neuseeland gehen, ich spiele mittlerweile seit über 10 Jahren Feldhockey und wollte auch während meiner Zeit im Ausland dies nicht aufgegeben. Doch es kam wie es kommen musste und aufgrund der aktuellen Gesundheitssituation auf der ganzen Welt war ein Auslandsjahr in Neuseeland zum Zeitpunkt meiner Bewerbung leider nicht möglich. Ich habe daraufhin viel mit Kulturwerke kommuniziert, an welchen Schulen auf der ganzen Welt es ebenfalls möglich wäre, Feldhockey zu spielen oder wo ich sogar die Chance hätte, auch in meiner Freizeit einem Team beizutreten. Kanada hatte ich davor zwar schon einige Mal in Betracht gezogen, doch erst durch Kulturwerke wurde mir klar, was für unterschiedliche Möglichkeiten, jetzt mal ganz abgesehen von meiner Freizeitgestaltung, mir das Land doch bieten kann. Dazu zählt beispielsweise die atemberaubende Natur, die abwechslungsreicher nicht sein könnte. Die Stadt Victoria hat mich dann von Anfang an überzeugt. Sie liegt auf Vancouver Island, was bedeutet, dass ein Nachmittag am Strand auf einmal das Normalste der Welt wird. Neben vielen wunderschönen Stränden muss ich jedoch auf das typische Stadtleben nicht verzichten. Doch auch die Stadt Vancouver selbst ist noch einigermaßen schnell zu erreichen, sodass auch dies als Tagesziel denkbar ist.
So, ich denke, das waren jetzt so ungefähr alle meine Gründe in Kurzfassung, die mich überzeugt haben für 5 Monate nach Kanada zu gehen :)
Solltet ihr selbst gerade überlegen, ob ein Auslandsaufenthalt für euch infrage kommen könnte, so hoffe ich, dass ich euch einen, wenn auch nur kurzen Einblick geben und vielleicht sogar überzeugen konnte. Ich kann natürlich nur aus meinen Erfahrungen sprechen und trotz vieler negativer Aspekte, die ich erlebt habe, möchte ich dennoch keinen Moment hier missen. Solltet ihr euch trauen, selbst das Abenteuer „Auslandsaufenthalt“ anzugehen, so werdet ihr es definitiv nicht bereuen!!
Bis demnächst
Pia :))