Hey und herzlich willkommen zu meinem Blogeintrag zum Thema: Pros und Contras an einer Amerikanischen und Deutschen Schule. Mein Name ist Valenia und ich mache mein 10-monatiges Auslandsjahr in Clarksville, Tennessee. Ich gehe bereits seit ca. 2 Monaten auf meine Highschool und habe viele Unterschiede in dem Schulsystem hier, verglichen von zu Hause bemerkt und heute werde ich alles darüber erzählen. Ich hoffe, ich kann dir damit helfen, falls du auch überlegst ein Auslandsjahr zu machen oder du einfach an dem Thema interessiert bist 😊. Viel Spaß!
Mein erster Schultag
Mein erster Schultag war sehr aufregend, aber auch sehr verwirrend! Gegen 7:00 Uhr verließ ich mein Haus und ging an die Bushaltestelle mit meiner Gastschwester. Der Bus kam dann ca. gegen 7:09 Uhr und alleine das war schon echt cool für mich. Endlich war der Moment gekommen und ich stieg in den gelben Schulbus. Mein erster Gedanke, als ich in den Bus einstieg war: Wow, das ist echt eng hier! Unsere Busfahrerin hat unsere Namen aufgeschrieben und uns einen Platz zugeteilt. Wir gingen zu unserer Bank und der Bus fuhr los. Es ist alles echt super eng beieinander in diesen Bussen, verglichen zu Deutschland merkt man da einen großen Unterschied. Man hat zum Beispiel keine Busfahrkarte und es gibt auch viel strengere Busregeln:
- Kein Essen und Trinken im Bus
- Man darf nicht aufstehen oder seinen zugeteilten Sitzplatz verlassen
- Man darf nicht telefonieren
- Man darf nicht schreien oder sich streiten etc.
Das hört sich jetzt alles ganz schlimm an, aber das verhindert einfach Kämpfe in den Bussen und hilft dem Busfahrer alles unter Kontrolle zu haben.
An der Schule angekommen hab ich die vielen Autos auf dem Parkplatz vor der Schule, das riesige Footballfeld, Tennisfeld und das Umfeld generell bemerkt. Alles sah so anders und vor allem wie in den Filmen aus. Wir liefen in die Schule rein und wurden von den Lehrern direkt in die Sporthalle, die in der Mitte unserer Schule ist gelotst. Vor der Sporthalle waren Schüler, die die Studienpläne ausgeteilt haben und dann liefen wir in die Sporthalle rein. Das war wirklich ein “Das kann doch nicht wahr sein“ Moment für mich. Alles war wie in einem Film. Die großen Tribünen waren ausgefahren und hunderte Schüler saßen darauf und redeten, lachten und freuten sich alle wiederzusehen. Am ersten Block direkt am Eingang saß die Band und spielte energische Musik. Neben uns in der Mitte der Sporthalle tanzten die Cheerleader und generell alles war so energisch und glücklich, so etwas hab ich noch nie erlebt. Lehrer und Schüler umarmten sich und freuten sich, sich wiederzusehen. Nachdem dann auch die letzten Schüler sich auf die volle Tribüne gesetzt hatten, begann die Schulleiterin durch ein Mikrofon zu reden und die Schüler zu begrüßen. Wir begannen dann eine sogenannte “Pep rally“ und sangen die Hymne unserer Schule. Alle standen auf und hielten ihre Hand an ihr Herz. Da hatte ich dann ganz ehrlich einen kurzen Kulturschock, aber im positiven Sinne. Nachdem wir ein, zwei Spiele mit ein paar freiwilligen Schülern anschauten, wurden wir in die Klassen entlassen.
Zuerst habe ich meinen Stundenplan gar nicht verstanden und war total verwirrt! Wir haben 7 Stunden und jede Stunde ein anderes Fach, das man vorher gewählt hat. Ich habe Anatomy & Physiology, English 3, US Governement & Civics, Theatre, Journalism, Spanish 2 und Pre Calculus Honors gewählt. Jede Stunde ist 45 Minuten lang und man hat zwischen den Stunden 5 Minuten Zeit, die Räume zu wechseln. Für mich war das erstmal normal. Der Stundenplan ist jedoch jeden Tag der gleiche und wir haben nur eine Pause, und zwar die Lunch Pause. Diese geht 25 Minuten lang und man geht in die Cafeteria zum essen, lernen oder was auch immer man machen möchte. Diese findet aber nicht zwischen 2 Stunden statt, wie normalerweise auf meiner Deutschen Schule, sondern in der 5. Stunde. Das war so komisch, sich am Anfang daran zu gewöhnen. Erstmal hab ich meinen 5. Stunde Unterricht und danach Lunch. Lunch ist in 4 A-D Blöcke aufgeteilt, da wir zu viele Schüler sind um alle auf einmal in der Cafeteria zu sein. Ich habe C-lunch und das geht von 11:50 bis 12:15. Das ist richtig spät für mich. In Deutschland habe ich nie gefrühstückt da ich immer gegen halb 10 essen konnte, aber jetzt muss ich bis 11:50 Uhr warten. Daran musste ich mich echt gewöhnen. Ich habe langsam meinen ganzen Essensrhythmus angepasst!
Nach Lunch kommen wir zurück in den Klassenraum und haben dann weiter 25 Minuten eine sogenannte “Hammertime“. Das ist eine Lernzeit, in der man Hausaufgaben machen kann und der Lehrer sich mit einem über seine Noten unterhält. In dieser Zeit wird man auch aufgeklärt oder über alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen belehrt. Wir gucken manchmal Videos über Sicherheit im Internet, Mobbing, was man machen muss im Falle eines Feuers, Stromausfalls, Sonderfällen oder auch School Shootings. Das ist generell ein sehr ernst zunehmendes Thema hier. Unsere Schulen haben viele Maßnahmen, um diese Ereignisse zu verhindern. Unsere Lehrer müssen alle einen Lehrerpass, um ihren Hals tragen, um erkennbar zu sein. Wenn du ein Besucher bist, musst du einen Besucherpass tragen. Alle Türen sind von außen und meistens auch von innen abgeschlossen und wir haben Schulpolizei auf dem Gelände, die alles absichern und rund um die Uhr beobachten. Selbst wenn wir auf die Toilette gehen, brauchen wir einen sogenannten „Hallpass“ von unseren Lehrern, damit wir während den Stunden als Schüler auf den Fluren erkannt werden können. Ich finde diese ganzen Maßnahmen sehr verantwortungsbewusst und wichtig! Besonders da es leider ein Problem auf amerikanischen Schulen, aufgrund der Waffengesetze, darstellt.
Nach unser Hammertime gehen wir dann ganz normal zu den letzten beiden Stunden. Die Schule endet um 14:25 Uhr und ist damit früher zu Ende als auf meiner alten Schule. Jetzt aber wieder zurück zu meinem Schultag.
Meine ersten 3 Stunden waren nicht ganz so interessant, aber die Lehrer waren alle sehr lieb! Was mich ein wenig geschockt hat, war was meine Governemnt Lehrerin gesagt hat. Sie meinte “Ich bin Government Lehrerin geworden, weil ich meinen Schülern beweisen möchte, dass das amerikanische Schulsystem das beste ist, das es gibt!“ Da musste ich dann ein bisschen schmunzeln. So eine Aussage bin ich echt nicht gewöhnt von unseren Lehrern. Generell haben sich die meisten Lehrer mit kleinen Powerpoints über sich selbst vorgestellt. Das war auch ganz neu für mich. Ich könnte euch sagen wo, wann und was meine Lehrer auf welcher Universität studiert haben, was sie gemacht haben bevor sie Lehrer wurden, wie viele Kinder sie haben, wann und wo sie geboren sind und wie viele Tiere sie haben! Das ist echt krass für mich gewesen.
Wenn ich an meine deutschen Lehrer denke, dann sehe ich so viele Unterschiede. Die Lehrer hier sind auf einer viel freundschaftlichen Basis mit ihren Schülern. Man hat einfach das Gefühl als würde man den Menschen hinter der Autoritätsperson kennen und das macht auch das Lernumfeld viel entspannter und schöner. Ich meine, klar muss man jetzt nicht alles von deren Leben wissen, und manche Informationen waren sehr bizarr, aber es ist auf jeden Fall eine echt schöne Idee finde ich.
Meine 4. und 5. Stunde sind meine Lieblingsstunden! Ich kam in den Klassenraum rein und hatte direkt total viel Motivation. Meine Theater-Lehrerin ist ganz frisch Lehrerin und hat viel Erfahrung im Bereich Musical, Theater, Regie und Schauspielern gesammelt.
Theater wird hier im generellen viel ernster genommen. Wir haben 2 Stücke pro Jahr. Ein “Fall Play“ im Herbst, und ein “Spring Play“ im Frühling. Außerdem gibt es noch kleine Events wie Lipsync Battle oder Comedy Night. Um eine Rolle in einem Stück zu bekommen, muss man vorsprechen. Das habe ich übrigens gemacht. Ich musste einen Monolog und Dialog vortragen und mich natürlich auch vorstellen. Es hat echt total viel Spaß gemacht und ich habe 2 Rollen für unser bevorstehendes „Fall Play“ im November bekommen! Aber jetzt wieder zurück ...
Meine 5. Stunde war dann Journalism. Ich konnte mir bei dem Wählen des Fachs gar nicht richtig vorstellen, was man in diesem Fach macht aber meine Lehrerin erklärte dann alles für die neuen im Kurs. Unser Kurs ist der Jahrbuch Kurs. Wir kreieren das 200-seitige Jahrbuch. Der Kurs konzentriert sich auf grafisches Design und Fotografie, aber auch noch viele andere Journalismus-orientierte Bereiche. Wir besuchen beispielsweise Clubs nach der Schule, machen Bilder und interviewen die Schüler. Dann sammeln wir Zitate, Storys und alles, was interessant ist und erstellen Doppelseiten mit themenbasierten Inhalten. Ich hatte letzten Monat zum Beispiel die Seite „August Clubs & Organizations“. Dafür hab ich Bilder aus dem August organisiert, selber gemacht und Ereignisse aus dem August gesammelt und alles in eine Seite gepackt. Ich bin total glücklich mit dem Endergebnis. Vor der Seite ist nach der Seite also geht es jetzt direkt weiter mit anderen Themen. Wir hatten auch schon zwei Schulausflüge mit unserem Kurs. Bei dem ersten Ausflug haben wir alles Mögliche über Grafik Design gelernt und mithilfe von einer Grafikdesignerin unsere Titelseite erstellt! Bei unserem zweiten Ausflug haben wir in der Fabrik gesehen, was nach dem Einreichen einer Seite passiert und was für ein langer und teurer Prozess die Erstellung eines Jahrbuchs ist. Beides hat mir total viel Spaß gemacht und ich habe richtig viel gelernt! Am Ende des Jahres habe ich dann ein komplettes Jahrbuch, dass ich mir immer anschauen kann und stolz sein kann, was wir zusammen geschaffen haben.
Meine 6. und 7. Stunde war dann total chaotisch! Da ich meinen Stundenplan nicht wirklich verstanden habe, und in der riesigen Schule es mir schwerfiel die Räume zu finden, war ich dann 2-mal in meinem Mathe Kurs. Oh Gott! Aber mein Mathe Lehrer war ganz lieb und ich wurde für die verpasste Spanisch-Stunde entschuldigt. Kurz zu Spanisch: Spanisch ist ein bisschen anders als in Deutschland. Das kommt aber auch immer auf die Lehrerin drauf an. Manche Lehrer hier unterrichten allgemeines Spanisch, manche unterrichten mexikanisches Spanisch, da es hier mehr verbreitet ist. Durch die vielen Hispanics, die in den Staaten leben und generell da Mexiko das Nachbarland ist. Mein Mathe Kurs ist ein Honors Kurs. Das ist ein fortgeschrittener Kurs für Calculus interessierte Schüler. Das ist der beste Mathe Kurs, den man in der Highschool belegen kann, und mein Kurs ist quasi die Vorbereitung dafür. Ich weiß immer noch nicht ganz, ob das die richtige Entscheidung war, da das Niveau wirklich sehr hoch ist!
Was man normalerweise über amerikanische Schulen hört ist, dass es super leicht ist und man viel langsamer mit den Themen vorankommt. So ist das nicht! Jedenfalls nicht auf meiner Schule. Ich habe momentan in Mathe das gleiche Thema wie in Deutschland, was auch der Grund für mich war, den schwersten Kurs zu wählen. Ich bin nicht wirklich gut in Mathe gewesen, aber ich möchte mir den Übergang in die Deutsche Schule nicht so schwer machen, da ich nicht wiederholen möchte. Jedenfalls muss ich hier sogar mehr lernen als in meiner deutschen Schule, da hier alles viel digitaler ist. Wir benutzen für vieles unsere von der Schule zur Verfügung gestellten Laptops. Sogar für unsere Arbeiten benutzen wir die Laptops! Außerdem haben wir viel interaktiveren Unterricht, da die Lehrer viele online Quizze, Spiele etc. in den Unterricht einbauen, an denen die Klasse teilnimmt. Mache von diesen Spielen werden sogar benotet als Zwischennote. Zudem benutzen wir Google Classroom und andere Apps auf denen auch die Eltern jederzeit die Anwesenheit, Noten und Hausaufgaben der Kinder überprüfen können. Man kann also sagen, alles ist sehr organisiert und strukturiert ist und man kann kaum nichts machen. Hausaufgaben, die man nicht einreicht, werden mit 0 benotet. Dabei kontrollieren die Lehrer nichts im Unterricht, sondern online. So sparen sie Zeit. Das war in Deutschland bei mir nie so. Meine Lehrer kontrollierten die Hausaufgaben immer im Unterricht und oft kontrollierten sie diese gar nicht durch Zeitmangel, weswegen viele sie einfach nie gemacht haben. Im Endeffekt war das dann aber egal, solange man gute Arbeiten schrieb. Das geht hier nicht so einfach. Arbeiten werten hier viel weniger und Hausaufgaben und alles werden benotet! Einerseits finde ich das echt gut, da man so am meisten lernt, aber es ist auf jeden Fall manchmal ein bisschen viel. Aber alles in allem macht es trotzdem Spaß da es einfach sehr abwechslungsreich ist!
Nach der Schule fahren wir dann mit dem Bus wieder nach Hause! Ab der 2. Woche ging ich regelmäßig ins Basketball Training und trainiere seitdem fast täglich. Das Training geht meistens 2-2,5 Stunden lang und ist sehr intensiv! Generell die „afterschool activities“ werden hier sehr großgeschrieben und sehr unterstützt. Da es hier nicht wirklich Sportvereine gibt, wird alles von der Schule aus organisiert und das schweißt die Schulgemeinschaft meiner Meinung nach sehr zusammen! Es ist immer ein Highlight zu Spielen zu gehen und seine Freunde anzufeuern. Man lernt generell viele Leute durch die Teilnahme in einem Club oder Sport kennen und man mischt sich so super unter die Leute!
Mein Fazit zu dem ganzen ist ganz klar! Ich finde das amerikanische Schulsystem, beziehungsweise wie es in meinem Schuldistrikt ist, viel durchdachter als in Deutschland! Das Lernen ist viel interessenorientierter und interaktiver. Durch die sinnvolle Nutzung unserer Ressourcen (Laptops, Whiteboards etc.) macht das Lernen echt Spaß und ist viel gezielter meiner Meinung nach. Ich liebe den „Schoolspirit“ auf unserer Schule. Durch die Pep Rallys, bei denen man Spiele spielt und die Schule feiert, unseren eigenes Kleidungsstücke mit dem Schullogo darauf, dem Jahrbuch und den außerschulischen Aktivitäten hat man richtiges Gemeinschaftsgefühl und ist ein Teil von etwas. Man hat so viele Angebote und kann sich in jedem Themenbereich ausprobieren. Von Automechanikern zu Krankenpflegen oder Soldaten kann man wirklich alles ausprobieren. Alles wird in Form von Fächern angeboten und das macht es so toll für mich!
Die Lehrer Schüler Beziehungen sind viel freundschaftlicher und die Kommunikation ist durch Google Classroom und den online Portalen viel besser.
Auch die Sicherheit, vor der einige Angst haben, dass sie nicht gegeben ist, ist sehr hoch und ich fühle mich sicher in der Schule! Natürlich kann ich nur von meiner Perspektive und Schule reden, aber davon bin ich positiv überrascht.
Ich kann jedem, der gerne ein komplett anders Schulsystem und zusätzlich eine ganz andere Kultur erleben möchte, ein Auslandsjahr in den USA sehr ans Herzen legen. Ich würde es alleine für den schulischen Aspekt immer wieder machen und möchte jetzt schon gar nicht mehr in meine alte Schule in Deutschland zurück :P.
Ich hoffe, dir hat meine ehrliche Meinung und Darstellung des Schulsystems gefallen und du hast vielleicht das ein oder andere dazugelernt! Wenn du gerade am entscheiden bist, ob du dich auf dieses Abenteuer begeben willst, dann konnte ich dir hoffentlich weiterhelfen und ein gutes Bild von allem geben. Bedenke aber natürlich, dass dies die Sicht aus meiner Schule war und das Schulsystem auch von Staat zu Staat variiert. Ich denke aber, dass die Struktur überall gleich ist.
Bleibt gesund und immer offen für neues. Tschüss!